Die Statue des Kaisers Konstantin (274-337) mit einer das christliche Kreuz haltenden Knabenfigur gehörte wie die von Julius Caesar sowie der Kaiser Karl des Großen und Rudolph I. von Habsburg (vgl. Skulpt.slg. 88, 89, 90) zum repräsentativen Bildprogramm des Alabastersaals im Berliner Schloss. Kurfürst Friedrich Wilhelm gab diese vier wie auch die seiner Amtsvorgänger (vgl. Skulpt.slg. 78 bis 87) bei dem Niederländer Bartholomeus Eggers (1637-1692) in Auftrag. Die Vollendung des gesamten Zyklus erlebte der Kurfürst allerdings nicht mehr. Während des Aufenthaltes des Bildhauers in Berlin in den Jahren 1687 und 1688 starb Friedrich Wilhelm am 9. Mai 1688. Eggers erinnerte daraufhin den Vertrauten des neuen Kurfürsten Friedrich III., den Geheimen Staats- und Kriegsrat Eberhard von Danckelmann, an die ihm schon von Friedrich Wilhelm in Aussicht gestellten Kaiser-Statuen und bewarb sich ebenso darum, die noch fehlende zwölfte Skulptur Friedrichs III. anzufertigen. Nach kurz darauf erfolgter Auftragserteilung wurden die fünf Statuen bis 1689 von Eggers nach Berlin geliefert.
Gemeinsam mit den zwölf brandenburgischen Kurfürsten gehörten die vier Kaiser-Statuen zur Hauptdekoration des 1681 bis 1685 für Kurfürst Friedrich Wilhelm errichteten neuen Festsaals. Sie stellten die legitimen Machtansprüche des Hauses Hohenzollern durch das Aufzeigen des hohen Alters der Dynastie (daher die Zwölfzahl der Kurfürsten-Statuen) sowie die Herleitung der familiären Wurzeln bis in die Zeit der Antike dar. Chronologisch setzt das ikonographische Programm mit den vier Kaiser-Statuen ein. Die Vierzahl verweist auf die vier Weltmonarchien nach dem Buch Daniel in der Bibel: Babylonien/Assyrien, Persien, Griechenland und Rom und damit auf die übergreifende Reichsidee. Das Heilige Römische Reich deutscher Nation beanspruchte die legitime Fortsetzung des Römischen Reichs. Die vier Skulpturen wandeln das Thema der vier Weltregimente also geistvoll ab. Die Folge beginnt mit Caesar, dem Begründer des Römischen Reichs, setzt sich fort über den ersten christlichen Kaiser Roms, Konstantin, leitet über zu Karl dem Großen, mit dessen Kaiserkrönung im Mittelalter die Idee des erneuerten Römischen Reichs vertreten wurde, und endet mit Rudolph I., dem ersten römisch-deutschen König aus dem Geschlecht der Habsburger.
Mit dem Verweis auf diese vier Reichsvertreter unterstreicht der Große Kurfürst als Auftraggeber der Skulpturen-Serie den hohen Rang und die Würde seines eigenen kurfürstlichen Hauses im Reich. Als einer der drei geistlichen und fünf weltlichen Reichsfürsten kam auch den brandenburgischen Hohenzollern die ehrenvolle Aufgabe zu, den höchsten weltlichen Herrscher in Europa, den Römischen Kaiser, zu wählen.
Silke Kiesant
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