Die Tapisserie "Capitano, Pierrot und Colombine" gehört zu der Folge "Italienische Komödie" und wurde um 1745 in der Berliner Manufaktur Charles Vigne hergestellt. Die drei Figuren des Bildteppichs sowie ihre Gruppierung basieren auf der Radierung "La Coquete"/ "Die Kokette", die François Boucher 1727 nach einem Fächerentwurf Antoine Watteaus angefertigt hat (s. Evers 2021, S. 237, Abb. 2). Die Figur des Cassandro aus der Stichvorlage, der auf einen Stock gestützte Vater Colombines, fehlt in der Tapisserie, und die Kleidung der drei übernommenen Personen ist weniger differenziert wiedergegeben. Außerdem sind die Figuren in der gewebten Version auf eine Schlossgarten-Bühne versetzt und stehen nicht mehr inmitten einer Landschaft.....In allen Tapisserien der Serie "Italienische Komödie" agieren die aus der französischen Malerei übernommenen Figuren der Commedia dell’arte auf einer Bühne. Die Kulisse bildet jeweils ein architektonisch-formaler Barockgarten mit Broderieparterres, Bosketten, Orangenbäumen, Pavillons und Treillagen, der durch eine Balustrade von der Bühne im Vordergrund des Bildes abgegrenzt ist. Hier treten die Komödianten auf einem gewürfelten Fliesenboden und umrahmt von einer Bogenstellung mit herabhängenden Blumengirlanden auf.....Welcher Künstler die Stiche nach Antoine Watteau, Nicolas Lancret oder Jean-Baptiste Pater jeweils in eine Vorlage für die Tapisserie-Wirker, den sogenannten Karton, umwandelte, ist nicht belegt. Möglicherweise könnte Antoine Pesne die Kartons für die ganze Serie angefertigt haben, weil in schriftlichen Quellen Wandteppichentwürfe ähnlichen Themas von Pesne für den Würzburger Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn erwähnt sind (abgedruckt bei Heinrich Göbel: Wandteppiche, Teil 3, Die germanischen und slawischen Länder, Band 1, Deutschland einschließlich Schweiz und Elsass (Mittelalter), Süddeutschland (16. bis 18. Jahrhundert). Leipzig 1933, S. 306). Stilistische Gründe sprechen jedoch dagegen. Pesne hätte vermutlich die