"Der gestohlene Kuss" ist Teil der Tapisserie-Serie "Italienische Komödie", die um 1745 in der Berliner Manufaktur Charles Vigne gewirkt wurde. Die galante Figurenszene à la Watteau mit einem umschlungenen Paar und einem hinzutretenden Mann zeigt im Vordergrund einen Garten mit Orangenbäumen, hinter dem sich ein Anblick in eine weite, hügelige Landschaft öffnet. Die Figurengruppe basiert auf der Stichvorlage von Pierre Filloeul nach Jean-Baptiste Pater, »Le Baiser donné«. (s. Ingersoll-Smouse, Florence/ Wildenstein, Georges/ Pater, Jean-Baptiste: Pater. Biographie et catalogue critiques de l'oeuvre complète de l'artiste reproduite en deux cent treize héliogravures. Paris 1921, S. 74f., Kat.-Nr. 473 u. Abb. 187).....Allen Tapisserien der Serie ist gemeinsam, dass die aus der französischen Malerei übernommenen Figuren der Commedia dell’arte auf einer Bühne agieren. Hier treten die Komödianten auf einem gewürfelten Fliesenboden und umrahmt von einer Bogenstellung mit herabhängenden Blumengirlanden auf. Hinter ihnen öffnet sich ein Garten- bzw. Landschaftshintergrund...Welcher Künstler die Stiche nach Antoine Watteau, Nicolas Lancret oder Jean-Baptiste Pater jeweils in eine Vorlage für die Tapisserie-Wirker, den sogenannten Karton, umwandelte, ist nicht belegt. Möglicherweise könnte Antoine Pesne die Kartons für die ganze Serie angefertigt haben, weil in schriftlichen Quellen Wandteppichentwürfe ähnlichen Themas von Pesne für den Würzburger Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn erwähnt sind (abgedruckt bei Heinrich Göbel: Wandteppiche, Teil 3, Die germanischen und slawischen Länder, Band 1, Deutschland einschließlich Schweiz und Elsass (Mittelalter), Süddeutschland (16. bis 18. Jahrhundert). Leipzig 1933, S. 306). Stilistische Gründe sprechen jedoch dagegen. Pesne hätte vermutlich die französischen Vorbilder in eigene Bilderfindungen umgewandelt.....Die Folge wurde erst 1762 aus den Beständen der damals im Niedergang begriffenen Manufaktur Vigne für das Schloss Char