Tiefer Teller mit Standring, steilem Anstieg und gewölbtem Spiegel. Hellbrauner Scherben, weiß glasiert und in blauen Scharffeuerfarben bemalt, keine Marke; Glasurabplatzungen am Rand...Im Spiegel ein großes Blumenbukett mit Pfingstrose und Aster, auf der Fahne ein ins Ornamentale verwandelter Blüten- und Petersilienblattfries. Pfingstrosen (Päonien) waren Teil des aus dem ostasiatischen Raum über die Niederlande nach Europa importierten Blütendekors, der, exotisch anmutend, in Unkenntnis seiner tatsächlichen Herkunft als „indianisch“ bezeichnet wurde. In Meißen wurde die Bemalung aufgenommen, in der Fayence war die Bemalung in bunten Muffelfarben in nord- und mitteldeutschen Manufakturen üblich; blaue Dekore wie dieser in Kombination mit nordeuropäisch verbreiteten Blumen ist v. a. in den Niederlanden bekannt (vgl. Bruckmann’s Fayence-Lexikon, 1981, S. 154, 227)...Der Teller gehörte zur Fayence- und Zinnsammlung der 1942 enteigneten und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportierten Potsdamerin jüdischen Glaubens Lina Friedrichs (1856–1943), 1956 an das damalige Bezirksheimatmuseum überwiesen, 2008 restituiert und dem Museum zu einem großzügigen Teil als Schenkung überlassen (vgl. Deinert, Indiziengestützte Detektivarbeit, 2016). [Uta Kumlehn]