Runde Henkelflasche mit einer abgeflachten und einer gewölbten Seite, Tülle und schlankem Hals. Ockerfarbener Scherben, polychrom bemalt; einige Glasurabplatzungen auf der Wandung, ein Henkel mehrfach gebrochen und geklebt. Die Form des Gefäßes erinnert an Pilgerflaschen (Gurden), die üblicherweise zwei flache Seiten hatten und platzsparend in der Tasche oder am Gürtel getragen werden konnten. Die Schauseite zeigt in einer Reserve ein Pferd im Sprung, verso flüchtet wohl in Anspielung auf die Fabel von Aesop ein großer Hase vor einem Hund. Die Bildfelder werden von ornamentalem Dekor in Gelb auf blauem Grund gerahmt. Die Flasche ist Bestandteil der Fayence- und Zinnsammlung der 1942 enteigneten und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportierten Potsdamerin jüdischen Glaubens Lina Friedrichs (1856–1943), 1956 an das damalige Bezirksheimatmuseum überwiesen, 2008 restituiert und dem Museum zu einem großzügigen Teil als Schenkung überlassen (vgl. Deinert, Indiziengestützte Detektivarbeit, 2016). ..1984–1995 war die Flasche Teil der stadthistorischen Dauerausstellung „Geschichte der Stadt von 993 bis 1900“ in der Wilhelm-Külz-Str. 13 (Breite Straße 13, heute Naturkundemuseum). Hinweise auf einen möglichen Entstehungsort werden dankend angenommen unter uta.kumlehn@rathaus.potsdam.de. [Uta Kumlehn]