Pokal aus farblosem Glas. Leicht ansteigender Scheibenfuß mit nach unten umgelegter breiter Rand, Abrissnarbe am Boden, Inventarnummer per Hand in Weiß aufgemalt. Auf der Oberseite des Fußes ein geschnittener Fries aus dreilappigen Blättern mit je drei Quasten. Zwischen dem vierkantigen, pseudofacettierten Schaft mit eingestochener länglicher Luftblase und der kelchförmigen Kuppa ein vierkantiger Nodus mit eingestochener Luftblase eingeschlossen von je zwei Ringscheiben. Am Ansatz der Kuppa ein versenkter, mattierter Spitzblattfries, auf der Wandung gegenüberstehend zwei ovale Medaillons in Rollwerkkartusche mit umlaufender Perlborte, umgeben von Ranken und gefiederten Zweigen. Das eine Medaillon ist mit einem herabhängenden Vogelkäfig mit Vogel unter der Inschrift „La Liberté vaut mieux“ („Freiheit ist besser“) dekoriert, das andere mit der Darstellung eines Amorknaben mit Pfeil und Bogen auf einem Landschaftssockel, der einen davoneilenden Mann mit Pfeil in der Brust rechtsläufig verfolgt unter der Inschrift „Trop tard“ („zu spät“). Der Lippenrand trägt eine Steinchenborte in Hochschnitt...Es handelt sich um eine überaus qualitätsvolle Arbeit. Die Inschrift lässt vermuten, dass der Pokal als humoristisches Hochzeitsgeschenk in Adelskreisen gedient haben dürfte. Die Schaftform spricht für eine thüringische Provenienz (vgl. Saldern, Glas, 1995, Kat. Nr. 252, S. 224; Strasser/Spiegl, Dekoriertes Glas, 1989, Kat. Nr. 176, S.306; Saldern, Glas, 1981, Kat. Nr. 251, S. 261). [Verena Wasmuth]