museum-digitalbrandenburg
STRG + Y
de
Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte Kriegerfriedhof

Kriegerfriedhof

Ende 1915 erhielt der zum Militär eingezogene Architekt Reinhold Mohr vom Potsdamer Stadtbaumeister Hans Dreves (1879-1925) den Auftrag, eine Erweiterung des „Kriegerfriedhofs“ auf dem Neuen Friedhof an der heutigen Heinrich-Mann-Allee zu planen. Bis dahin wurden die sogenannten „Krieger“ aus den Potsdamer Lazaretten dort an einer Mauer beerdigt. Im September 1916 waren die Arbeiten beendet. Doch schon einen Monat später orderte man weitere Grabsteine. In Kriegen wird ein Soldatenfriedhof nie fertig.

[ 10 Objekte ]

Entwurf zu einem Kriegerfriedhof für Potsdam

In offiziellen Darstellungen der Stadt gilt der 1916 angelegte „Kriegerfriedhof“ auf dem Gelände des Neuen Friedhofs an der heutigen Heinrich-Mann-Allee als Werk des damaligen Stadtbaurats Hans Dreves (1879-1925). Doch trifft dies höchstens für die Grundkonzeption zu. Die eigentliche Ausarbeitung geschah durch den seit 1911 im Stadtbauamt tätigen Architekten Reinhold Mohr. Dieser erinnerte sich um 1965: „Durch die immer größer werdende Zahl der Gefallenen wurde ich vom Stadtbaurat Dreves beauftragt, die Anlage eines Kriegerfriedhofes nebenberuflich zu entwerfen. Da ich beim Militärbauamt zur Errichtung von Reservelazaretten eingezogen worden war, konnte ich den Entwurf nur in Sonntag- und Nachtstunden erledigen.“ Für die an einem bewaldeten Abhang geplante Anlage wurden von der Stadt Ende 1915 3.600 m² Grund und Boden erworben, gerodet und ca. 3.300 m³ Erdreich abgetragen. Der Kernbereich besteht aus vier Terrassen mit einer Länge von gut 85 Metern und einer Breite von über 30 Metern. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Erste Skizze, nach welcher die Aufteilung u. Anpflanzung vorgenommen wurde.; o.m.: Entwurf zu einem Kriegerfriedhof für Potsdam. M=1:200. / o.r.: Vogelschau 1:1000. / Potsdam 1916. / R. Mohr.

Gedenktafel Kriegerfriedhof Potsdam

Der abgebildete und weitgehend so realisierte Entwurf für die am nordwestlichen Ende des Kriegerfriedhofs stehende Gedenktafelwand muss von Reinhold Mohr um die Jahreswende 1915/16 geschaffen worden sein, denn bereits im darauffolgenden Februar gab die Tempelhofer Steinmetzfirma Carl Schilling ein detailliertes Angebot für die Ausführung ab. Den Zuschlag erhielt jedoch im April 1916 die Steinmetzfirma Gebr. Zeidler aus Berlin, deren Angebot von 4.052 Mark weit unter dem der Firma Schilling lag. Die Anlieferung der Gedenkwand und zugehöriger, jedoch nicht mehr erhaltener Sitzbänke sowie deren Aufstellung erfolgten im Juni, wobei der Potsdamer Steinmetzmeister Oskar Fiebiger beteiligt wurde. Die in Muschelkalk ausgeführte Wand von 7,60 m Breite und 3,52 m Höhe weist sieben vergitterte Öffnungen auf. An den Gittern sollten die Gedenktafeln für die Gefallenen befestigt werden, doch sind diese wohl aus Kostengründen ebenso wenig wie eine vor der Wand geplante Adlersäule ausgeführt worden. [Thomas Sander] Blattangaben: u.l.: Gedenktafel Kriegerfriedhof Potsdam. / Ausgeführt.; u.r.: R. Mohr.

Entwurf für Feuerschalen auf dem Kriegerfriedhof Potsdam

Die von Reinhold Mohr gefertigten Ausführungs- und Präsentationszeichnungen zum Kriegerfriedhof sind 1945 im Stadtschloss verbrannt. Doch haben sich etliche Zeichnungen, Vogelperspektiven und Grundrisse erhalten, die nach eigener Aussage zeigen sollen, wie er „alles bis ins Detail bearbeitete“. Neben Entwürfen der zentralen Gedenktafelwand, von Sitzbänken und „einzelnen Grabsteine(n) in 3 Höhenstufen“ lieferte Mohr auch den vorliegenden Entwurf für die „Pfannen zum Abbrennen von Pech bei Feierlichkeiten“. Fackeln und Pechpfannen gehören seit der Antike zum Umfeld des gehobenen Trauerzeremoniells, fürstlich wie bürgerlich. Mohr entwarf Flammenschalen von 50 cm Durchmesser, getragen von im Querschnitt quadratischen Stielen. Diese wurden seitlich von je zwei Paar, bis zu den Spitzen 2,25 m hohen Speeren flankiert. Angedacht waren für den Platz vor der Gedenkwand zunächst zehn solcher Schalen, doch aufgestellt wurden nur acht. Geliefert wurden sie von der Potsdamer Schlosserfirma Voigt. [Thomas Sander]

Entwurf zu Ausstattungen des Kriegerfriedhofs Potsdam

Als nach einem halben Jahr Bauzeit am 23. September 1916 die Gebrauchsabnahme für den Kriegerfriedhof erfolgte, war die Ausstattung desselben noch unvollendet: Es fehlten u.a. die Inschriftentafeln an der zentralen Gedenkwand und die Besetzung der Postamente am untersten Treppenaufgang. Grund war wohl auch die Überschreitung der geplanten Baukosten von etwa 44.000 Mark um fast 20 Prozent. Dennoch wurde weiterhin an der Vollendung gearbeitet. So plante Mohr vor den Pfeilern der Gedenkwand die Aufstellung von Sockeln, auf denen sich ca. zweieinhalb Meter hohe Stelen freistehend erheben sollten. (Vgl. auch AT-2014-7) Deren Vorderseiten besetzte er mit einem palmwedelartigen Relief, bekrönt von einem Eisernen Kreuz. Ob die Stelen aus Muschelkalk oder aus Metall geplant waren, ist unklar. Ein Alternativentwurf im Stadtarchiv zeigt an dieser Stelle filigrane Dreifüße mit Opferschalen. Letztendlich wurden hier aber freistehende Kreuze aus Muschelkalk postiert, eine Beschriftung unterblieb. [Thomas Sander] Blattangaben: u.l.: Tafelbegleitung auf den Seiten; u.r.: Rechts u. links im Vorhof. R. M. 1918.

Entwurf einer Bank auf dem Kriegerfriedhof Potsdam

Zur Ausstattung des Kriegerfriedhofs sollten auch Sitzbänke gehören; zu erkennen etwa in dem farbigen Lageplan von 1916 (vgl. AT-2014-1). Mohrs Entwurf zeigt eine langgestreckte Holzbank mit Rücken- und Seitenlehnen auf vier Paar sich konisch nach unten verjüngenden Füßen. Die Lehnen sind mit profilierten Brettbalustern bestückt. Die Bank ist ein Beispiel für das zu der Zeit bei Mohr übliche Möbeldesign, wie er es 1918 auch für die sogenannten Einheitsmöbel (vgl. AT-2015-60) oder kurz darauf für die Ausstattung des Rathauses am Alten Markt verwendete. Dabei werden einfache, kastenförmige Grundformen mit zumeist flächigen barocken und klassizistischen Elementen kombiniert. Nicht zuletzt widerspiegeln sich hier auch die auf Funktionalität, Einfachheit, Materialgerechtigkeit und serielle Herstellung abzielenden Prinzipien des Deutschen Werkbundes. Für den Friedhof wurden zwei dieser Bänke gefertigt, weiß gefasst und auf der zweiten Terrasse mit Ausrichtung zur zentralen Gedenktafel aufgestellt. [Thomas Sander] Blattangaben: u.m.: Erste Skizze für eine Bank auf dem Kriegerfriedhof / Potsdam 8./16. / R. Mohr

Entwurf für Grabsteine auf dem Kriegerfriedhof Potsdam

Im August 1917 werden von den seit Oktober 1916 gemeinsam agierenden Stadtbauräten Max Nigmann (1851-1934) und Hans Dreves (1879-1925) in einem Memorandum die aktuellen Belegungszahlen für den Kriegerfriedhof gemeldet. Danach waren bis dato „137 Krieger und 3 Offiziere“ beerdigt worden. Knapp ein Jahr später kalkulierte Dreves Gelder für weitere 129 Gräber – und der Krieg war noch nicht zu Ende. Bei der Anlage des Friedhofs spielte neben dem ehrenden Gedenken auch die Repräsentation eine Rolle. Tatsächlich wurde der Friedhof im Memorandum aufgrund seiner „geschmackvolle(n) Anlagen“ als „eine Zierde unserer Stadt“ deklariert. Um die Orientierung zu erleichtern, entwarf Mohr Grabsteine in drei Höhen: aufrecht mit 1,25 m und 0,50 m und davor auf dem Boden liegend mit ca. 0,25 m. So können die Inschriften schon vom Hauptweg aus erfasst werden. Beim Entwurf bemühte er sich um eine feine Individualisierung in Form und Schrift, ohne aber die Ruhe der Gesamtanlage aus dem Auge zu verlieren. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: 'Hohe Grabsteine für Kriegerfriedhof Potsdam' [= gestrichen]. / Grabdenkmäler. / u.l.: M = 1:20. / Grundrissform = Quadrat. / Profil der Linien u. der Schrift.; u.r.: R. Mohr.

Entwurf von Grabsteinen für Wahlstellen auf dem Kriegerfriedhof Potsdam

Das Gros der auf dem „Kriegerfriedhof“ Bestatteten fiel nicht etwa im Feld, sondern verstarb in den hiesigen Lazaretten. Der erste von ihnen war der am 21. April 1889 geborene und am 28. August 1914 gestorbene Füsilier Hermann Dombrowski aus Danzig; er liegt gleich rechts von der Gedenkwand. So wie er stammen die meisten der Opfer aus ganz Deutschland, doch nur wenige aus Potsdam. Darunter ist der Kriegsfreiwillige Paul Reuter, der am 29. November 1914 „im Felde“ fiel und nach seiner Überführung am 19. Mai 1915 in Potsdam beigesetzt wurde; geboren wurde er am 18. November 1896. Oft konnten kaum Angaben zu den Toten gemacht werden, doch im Fall von Ernst Schulisch, geboren am 12. April 1892, verstorben am 28. Januar 1916 in einem Lazarett in Brandenburg/Havel kannte man wenigstens die Adresse des Vaters – eines Schneiders aus dem Holländischen Viertel. Die hier dargestellten Entwürfe waren für Wahlstellen direkt am Mittelweg gedacht; dort sind sie in ähnlicher Form noch heute zu sehen. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Grabsteine für Wahlstellen Kriegerfriedhof Potsdam.; u.r.: Mai 1918 / Mohr.

Zentrale Achse des Ehrenfriedhofs nach Fertigstellung

Die Aufnahme zeigt den Kriegerfriedhof etwa im Spätsommer 1916 von der untersten Freitreppe über die vier Terrassenebenen bis zur Gedenkwand an der nordwestlichen Schmalseite. Die gesamte Anlage ist mit robustem und gut für den Heckenschnitt geeignetem Taxus umpflanzt. Als immergrünes Nadelgewächs verfügt Taxus auch über einen hohen Symbolwert für Friedhöfe und Gedenkstätten. Links hinter dem von der Fa. Sotschek Nachf. (Nowawes) gelieferten Drahtzaun sind noch gut die Abbruchkanten des von der Potsdamer Steinmetzfirma Heydemann gerodeten und abgetragenen nordöstlichen Abhangs des Telegraphenbergs zu erkennen. Dafür ließ die Firma eigens eine Feldbahn installieren und beantragte im Februar 1916 bei der in der Kriegsschule auf dem Brauhausberg untergebrachten Bataillonssammelstelle Potsdam die Zuweisung von 20 Arbeitskräften. Vor der Gedenkwand stehen die acht von der Schlosserei Voigt gelieferten Pechpfannen, daneben die beiden später vor die Pfeiler gesetzten Sockel mit Pflanzkästen. [Thomas Sander] Plattenbeschriftung: 407 B. Ehrenfriedhof

Entwurf zum Eingangsbereich des Kriegerfriedhofs

Im Februar 1916 wandte sich der Potsdamer Magistrat mit einer Bitte an den Kommandanten des Berliner Zeughauses. Es ging um die Ausgestaltung des künftigen Kriegerfriedhofs: „Zu dieser Anlage führt eine breite Freitreppe mit starken, oben waagerecht abgedeckten Wangen, auf die wir Siegestrophäen aufstellen möchten. Wir erlauben uns daher (…) die Bitte zu unterbreiten, uns zwei eroberte Mörser zu überlassen.“ Ein ähnliches Schreiben gelangt auch an das Kriegsministerium. Doch in beiden Fällen lehnte man ab und verwies auf die Zeit „nach Beendigung des Krieges“. Der vorliegende Entwurf zeigt die Aufstellung der Mörser (Steilfeuergeschütz) auf den Sockeln beiderseits der untersten Freitreppe. Mohr bemalte hierfür den Abzug eines wohl von ihm selbst gefertigten und in einem Album über den Kriegerfriedhof verwahrten Fotos. Im August 1919 wird ihm mitgeteilt, dass man von der Aufstellung der Mörser Abstand nehme. Zu dem Zeitpunkt hatte sich der Krieger- bereits zum Ehrenfriedhof gewandelt. [Thomas Sander]

Nordwestlicher Seitenweg des Ehrenfriedhofs

Die vorliegende Aufnahme dürfte kurz nach Fertigstellung des Friedhofs entstanden sein, denn der Sandstein ist noch hell und im Hintergrund links ist eine Bauhütte zu erkennen. Im Gegensatz zu der heute weitgehend nivellierten Anlage – im Grunde existieren nur noch die Grabsteine – war der Friedhof zur Entstehungszeit von gepflegten Wegen, Rabatten, Pflanzkübeln und geschnittenen Hecken geprägt. Jedes Grab wies eine separate Bepflanzung mit Blumen und Bodendeckern auf. Jahre später wurden Platanen auf Höhe der Sitzbänke gepflanzt. Mit zunehmender Größe bedrängten sie die vor ihnen stehenden Grabsteine, sodass diese herausgerückt werden mussten. Ob und in welchem Umfang der damalige Stadtgarteninspektor Hans Kölle (1880-1950) an der Gartenplanung beteiligt war, ist unklar, da er von 1915 bis 1918 Kriegsdienst leistete und erst 1924 Stadtgarten- und Friedhofsdirektor wurde. Bis dahin war der Friedhofs- und Gartendirektor Rudolf Kierski (1849-1927) für die Potsdamer Friedhöfe zuständig. [Thomas Sander] Plattenbeschriftung: 407 H Ehrenfriedhof

[Stand der Information: ]