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Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte Haus Hachfeld

Haus Hachfeld

Das im Sommer 1928 in Ferch errichtete Landhaus Hachfeld, seines Putzes wegen auch „Blaue Villa“ genannt, bezeichnete Reinhold Mohr noch Jahrzehnte später als seinen ihm „liebsten Bau“. Mit dem Bauherrn, dem Verleger Dr. Albert Hachfeld in freundschaftlichem Kontakt stehend, fühlte er sich weder davor noch danach je so frei beim Planen und Umsetzen eines Auftrags. Der Garten des Hauses war im Übrigen ein Frühwerk des später berühmt gewordenen Landschaftsarchitekten Hermann Mattern (1902-1971).

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Vorentwurf a) für das Landhaus Hachfeld

Als Reinhold Mohr im Jahr 1965, kurz vor der Rückkehr in seine Heimatstadt Stuttgart, dem damaligen Bezirksheimat- und heutigem Potsdam Museum das Gros seiner Entwürfe überließ, befanden sich darunter auch „viele Zeichnungen und Skizzen“, die er 1928 für den ihm „liebsten Bau in Ferch am Schwielowsee“ geschaffen hatte. Es handelt sich um das Landhaus des Verlegers Dr. Albert Hachfeld (1890-1984). Derselbe leitete damals zusammen mit August Bonness jun. (1890-1944) die für ihre Schul- und Lehrbücher bekannte Verlagsgruppe Bonness & Hachfeld. Darüber hinaus war er Inhaber der seit 1912 bestehenden Akademischen Verlagsgesellschaft „Athenaion“, der 1921 gegründeten Reise- und Versandbuchhandlung „Artibus et Literis“ sowie des traditionsreichen Verlages „Rütten & Loening“, den er 1936 erworben hatte – allerdings durch Arisierung. Mohrs erster Entwurf für das Landhaus war zugleich der originellste: Ein Achteckenhaus, dessen vier konkav einschwingende Fassaden vollkommen gleich sein sollten. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: a.; u.l.: 30000,-

Vorentwurf b) für das Landhaus Hachfeld

Der Unternehmensgruppe Bonness & Hachfeld, hervorgegangen aus einem 1896 gegründeten Verlag, der sich auf Materialien für das berufliche Fern- und Selbststudium spezialisiert hatte, ging es in den 1920er Jahren blendend. So erzielte Dr. Hachfeld allein im Geschäftsjahr 1928/29 einen Reingewinn von fast 190.000 Reichsmark – genug, um in Ferch ein Grundstück zu erwerben und sich darauf ein Haus bauen zu lassen. Vermutlich trat Hachfeld auf Mohr zu, weil dieser zu dem Zeitpunkt bereits einige Aufträge für private Bauherren ausgeführt hatte, darunter den Um- und Ausbau der Villa des Bankiers Herbert Gutmann (1879-1942) in der Bertinistraße und das Wohnhaus von Max Spendig, einem Mitarbeiter bei Bonnes & Hachfeld. Der vorliegende zweite Landhausentwurf von Mohr ist deutlich konventioneller als der erste (vgl. AT-2016-435). Er erinnert mit seinem Satteldach und der giebelseitigen Rundbogentür nicht von ungefähr an den 1921 ausgeführten Entwurf für das Wohnhaus Bley in der Leipziger Straße. [Thomas Sander] Blattangaben: u.l.: Ansicht vom Wasser aus. / 28000; u.m.: Erste Skizzen Haus Ferch Dr. Hachfeld / R. Mohr; u.r.: R. Mohr. (…). / 13/3.1928.

Schnitt und Lageplan des Landhauses Hachfeld

Dr. Hachfeld habe laut Mohr „das Grundstück hauptsächlich wegen der dort vorhandenen, mehrere hundert Jahre alten Eiche“ erworben. Sie war wohl auch der Grund, warum Bauherr und Architekt sich nach etlichen Entwürfen entschlossen, „das Haus zurück an den Fuß des Berges zu setzen“. Obwohl undatiert, handelt es sich beim vorliegenden Blatt um einen Planungsstand von Ende März, Anfang April 1928. Dabei zeigen Schnitt und Lageplan noch die ursprüngliche Form der auf der Ostseite des Hauses gelegenen Veranda. Dieselbe sollte sich geschlossen auf einem nahezu quadratischen Grundriss über einer mehr als zwölf Meter langen und mehr als sechs Meter tiefen Terrasse erheben. Die mit Solnhofener Platten gedeckte Terrasse ragte dabei über die Südseite des Hauses hinaus (vgl. auch EG-Grundriss auf Blatt AT-2015-392). In der Ausführung verschmälerte Mohr die Terrasse und kürzte sie auf die Länge der Ostfassade ein. Die nun offene Veranda erhielt bei gleicher Breite die volle Tiefe der Terrasse. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Landhaus in Ferch für Herrn Dr. Hachfeld; darunter: Querschnitt 1:100, Lageplan M 1:1000; u.m.: Der Bauherr, Der Architekt / R. Mohr. / Potsdam, Drevesstr. 60 / Tel. 5033.

Vier Ansichten des Landhauses Hachfeld

Haus Hachfeld ist vom Typus her ein sogenanntes Würfelhaus, auch „Kaffeemühle“ genannt. Zu den Merkmalen zählen vor allem die kubische Grundform, zwei Vollgeschosse, das Zeltdach mit Schornstein an der Spitze sowie Erker und Veranden. Die hier auf dem Blatt vereinten vier Fassaden sind geprägt durch die für Mohr obligaten Patentschiebeläden, schräg ausgestellte Trauf- und Gurtgesimse, das vorgezogene Treppenhaus auf der West- sowie die Veranda mit Terrasse auf der Ostseite. Über dem mit Fledermausgauben besetzten Dach erhebt sich mittig ein expressiver Schornstein mit Haube. Auffällig war der allseits leuchtendblaue Terranova-Putz der Fassaden. Diese Architektur war moderner als das, was zeitgleich das Büro Estorff & Winkler lieferte, und konservativer als etwa der 1928 realisierte Entwurf von Heinrich L. Dietz (1888-1942) für das eigene Wohnhaus. Mohr wäre wohl erstaunt gewesen, dass man ihn wegen des Hauses Hachfeld eines Tages sogar als „bekannten Bauhausarchitekten“ bezeichnet (Koblitz 1995). [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Landhaus in Ferch für Herrn Dr. Hachfeld. M. 1:50.; m.: Vorderansicht – rechte Seitenansicht / Hinteransicht – linke Seitenansicht; u.r.: Potsdam, den 23. April 1928. / Der Bauherr. Der Architekt / R Mohr.

Vier Grundrisse des Landhauses Hachfeld

Obwohl sich bis dato keine Aussagen fanden, lässt sich relativ sicher sagen, dass mit dem Bau des Hauses Hachfeld wohl spätestens im Mai 1928 begonnen wurde. Da die Fassadenansichten vom 23. April 1928 (vgl. AT-2015-370) weitgehend der Ausführung entsprachen, dürften sie Teil der Endplanung gewesen sein. Ab August befasste sich Mohr nachweislich mit Fragen des Innenausbaus, was nichts anderes bedeutet, als dass der Rohbau bis dahin vollendet war. Das vorliegende Blatt gehört jedoch zu einem älteren Planungsstand, denn der Erdgeschossgrundriss zeigt noch die geschlossene Veranda und eine sehr viel größere Terrasse, als tatsächlich ausgeführt wurde (vgl. AT-2015-388). Weil das Haus als Wochenenddomizil gedacht war, sind die Räume vergleichsweise klein, sodass Mohr nicht umhinkam, die passenden Möbel (etwa die Eckschränke im Esszimmer) gleich mitzuentwerfen. Es fällt auf, dass in beiden Wohngeschossen die Möglichkeit eines Rundgangs besteht, einzig die Mädchenkammer wurde separiert. [Thomas Sander] Blattangaben: o: Obergeschoss – Dachgeschoss; darunter: Erdgeschoss – Kellergeschoss; u.l.: Landhaus in Ferch für Herrn Dr. Hachfeld. M 1:100.; u.r.: Der Bauherr: – Der Architekt: / R. Mohr 1928.

Kaminseite im Wohnzimmer des Hauses Hachfeld

Nach eigener Aussage sei es für den Architekten beim Entwurf des Hauses Hachfeld ein „Vergnügen“ gewesen, „immer Verständnis bei allen Vorschlägen zu finden und mit Geld nicht sparen zu müssen“. Es habe sich durch den Bau sogar „eine Freundschaft zwischen den beiden Familien gebildet“. Offenbar hatte Reinhold Mohr bei aller nötigen Abstimmung mit dem Bauherrn doch relativ freie Hand beim Entwurf, außen wie innen: „Alle Möbel wurden von mir entworfen oder ausgesucht und die Farben der einzelnen Zimmer aufeinander abgestimmt.“ So entwarf er u.a. für das Wohnzimmer den hier dargestellten Kamin. Dessen Blatt-, Gesims- und Eckkacheln dürften, obwohl dazu keine Aussage existiert, sicher aus Veltener Produktion stammen. Mohr hatte für solche Zwecke immer wieder, u.a. auch bei der Ausstattung der Villa Gutmann, darauf zurückgegriffen. Über dem Kamin hatte der Potsdamer Maler Walter Bullert (1895-1986) ein Fresko angebracht; es zeigte die kleine Tochter des Hausherrn beim Spielen mit Lämmern. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Landhaus in Ferch für Herrn Dr. Hachfeld. / Wohnzimmer Kaminseite. / M. 1:10.; u.m.: Gesamttiefe des Kamins 0,49 m; u.r.: Potsdam, d. 4. Septemb. 1928. / Der Architekt.

Schnitt durch ein Fenster des Hauses Hachfeld

Als Anfang der 1990er Jahre das einstige Landhaus Hachfeld verkauft wurde, schrieb der neue Besitzer darüber einen Essay für die Hamburger „Zeit“. Darin heißt es, dass sich Hachfeld „intensiv mit den Bauplänen, angefangen von den Dielen aus Rotbuche bis zu den eingelassenen Gitterrosten und Sicherheitstüren“ befasst habe. Der Autor schien sich zu wundern, dass man solches „offensichtlich auch schon im Vorkriegsdeutschland für wichtig hielt“. Abgesehen davon, dass die Sicherheit von Häusern, die nur gelegentlich bewohnt werden, immer schon ein Thema war, so hatten die auf einer Rolle über den Fenstern lagernden Schutzgitter aus Messing (hier im Schnitt) auch einen anderen Zweck. Sie dienten schlicht als Mückenschutz – in dieser Gegend nicht ganz unwichtig. Selbst die von Mohr entwickelten Patent-Schiebeläden sollten weniger für Sicherheit als vielmehr für die Verdunkelung der im Obergeschoss gelegenen Schlafzimmer sorgen; das Wohnzimmer im Erdgeschoss besaß dagegen keine Schiebeläden. [Thomas Sander] Blattangaben: m.r.: Fensterschnitt 1:1 / 1. Schiebeläden von / innen zu betätigen / 2. Mückengitter Kupfer / 3. Vorhangschiene

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