Die Medaille erinnert an die ersten Bemühungen Brandenburgs den Überseehandel zu stimulieren und an der kolonialen Ausbeutung Afrikas teilzunehmen. Im September 1680 segelten zwei brandenburgische Schiffe, die „Morian“ und „Wappen von Brandenburg“, in Richtung Westafrika, zum Golf von Guinea, wo am 16. März 1681 mit lokalen afrikanischen Machthabern ein Handels- und Schutzvertrag abgeschlossen wurde. Auf der Grundlage dieses Vertrages wurde ein Jahr später die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie nach dem Vorbild der niederländischen Westindischen Compagnie und am 1. Januar 1683 die brandenburgische Kolonie Großfriedrichsburg an der Goldküste im heutigen Ghana gegründet.
Die Medaille ist die erste von zwei 1681 geprägten Medaillen, welche die aktuellen Ereignisse der Überfahrt und des Vertragsschlusses in zeitlicher Abfolge darstellen. So lautet die Randschrift: „Im Jahr 1681 hat die Schifffahrt zu den Küsten Guineas einen glücklichen Anfang genommen“. Die Rückseite gibt einen Blickausschnitt auf das weite Meer und die zwei brandenburgischen Dreimaster vor der entfernten Küste mit der Bezeichnung GUNEA. Auf einem kassettierten Boden im Vordergrund steht ein Podest, darauf ein Kompass. All jene Elemente und Motive sind zusammen dargestellt, die für den Titel in der Umschrift maßgeblich sind: „Wie das Eisen durch den Magneten, werden die Schiffe hierher vom Gold angezogen“.
Die Vorderseite zeigt das Brustbild des Kurfürsten im verzierten Harnisch mit Perücke, Halstuch und Mantel nach rechts. Die der Rundung angepasste Büste ist dicht an den unteren Medaillenrand, scheinbar vor das umlaufende Schriftband mit der Titulatur gesetzt. Stellt man Vor- und Rückseite gegenüber, offenbart sich das einheitliche Prinzip, dem Medaillenbild durch Unterbrechung des gerahmten Schriftbandes einen fassbaren Vordergrund und Tiefenwirkung zu geben. Auffällig ist die graphische Behandlung der Flächen, beispielsweise der Locken in gebunden kurvigen Linientälern oder der kleinteilig ornamentierten Kleidung. Der ausführende Medailleur Johann Bernhard Schulz (gest. 1697) war gelernter Kupferstecher. Nach dem Tod von Gottfried Christian Leygebe im Jahr 1683 wurde er dessen Nachfolger als Eisenschneider und Medailleur im Dienst des Kurfürsten.
Die Medaille gehört zu den Zeugnissen der vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm realisierten kolonialen Pläne. Die brandenburgische Handelskompanie beteiligte sich am Handel mit Gold, Elfenbein und versklavten Menschen. Vor allem der menschenunwürdige Verkauf der verschleppten Afrikaner und Afrikanerinnen nach Amerika hatte dem Unternehmen zunächst Gewinne gebracht. Doch die Verluste von Schiffen und schlechtes Management führten es schon bald in die Krise. 1723 wurde die Niederlassung Großfriedrichsburg aufgegeben.
SPSG, Sammlung Dohna
Claudia Meckel