König Friedrich I. in Preußen (1657-1713) begründete 1709 auf einer Reise nach Westpreußen die Tradition des Tabakskollegiums am preußischen Hof, das seit der Rückkehr nach Berlin in der Drap d`or-Kammer des Berliner Schlosses abgehalten wurde. Der Raum, in dem tagsüber Versammlungen des Wirklichen Geheimen Rates und des Wirklichen Geheimen Kriegsrates stattfanden, war Teil der wenige Jahre zuvor von Andreas Schlüter errichteten Paradekammern, den bedeutenden Staatsgemächern der Residenz. Zu den Mitgliedern des Tabakskollegiums gehörten auch der Kronprinz Friedrich Wilhelm (I.) und die Halbbrüder des Königs (die Markgrafen von Brandenburg-Schwedt) sowie die Geheimen Räte und andere ranghohe Herren. Die dritte Ehefrau Friedrichs, Königin Sophie Luise, wurde im Jahr 1710 in die Runde aufgenommen. Der zeremoniellen Rangfolge entsprechend, sitzt das Königspaar auf prunkvollen Armlehnstühlen, während die anderen Teilnehmer der Runde mit einfacheren Stühlen ohne Lehne auskommen müssen. Fast zwanglos erscheint jedoch die Platzierung im Raum, an einem Tisch, nicht, wie bei repräsentativen Anlässen üblich, unter dem links im Bild gezeigten Baldachin (dais). Verschiedene "Kammermohren" und ein "Kammertürke", die seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert als Hofpersonal auch am kurbrandenburgischen Hof üblich waren, bedienen die Gesellschaft.
Das Gemälde wird heute im Schloss Charlottenburg gezeigt.
Dr. Alexandra Nina Bauer