Die anspielungsreiche Schilderung bäuerlichen Treibens, wie sie in dieser flämischen Szene einer fröhlichen Gesellschaft vor einer Dorfschenke vor Augen tritt, diente einer überwiegend kaufmännisch-städtischen Käuferschaft zur Selbstvergewisserung ihres bürgerlich gehobenen Standes, der sie zu einer sittlich gezügelten Lebensweise verpflichtete. Bilder, die wie dieses mit Verweisen auf lasterhaftes Betragen wie Müßiggang, übermäßigen Alkohol- und Tabaksgenuss sowie körperliche Anzüglichkeiten auf vergnügliche Weise demonstrierten, wie man sich nicht zu verhalten habe, waren gleichzeitig unterhaltsam und identitätsstiftend. Hier wird durch eine Gleichsetzung des ausgelassenen Benehmens von Alt und Jung darüber hinaus vermutlich noch das ermahnende Sprichwort versinnbildlicht „Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen.“
Um den Ansprüchen des hoch entwickelten niederländischen Kunstmarktes zu genügen, waren die Maler von Bauernbildern thematisch und stilistisch spezialisierte Fachleute, die ihre Motive meistens wiederholt und variiert ins Bild setzten. Zu den profiliertesten flämischen Künstlern auf diesem Gebiet zählt David Teniers der Jüngere, den man im 17. und 18. Jahrhundert entsprechend auch als Urheber dieser unsignierten Darstellung identifizierte. Bestimmte Figurengruppen erinnern aber eher an Kompositionen von Teniers’ Nachfolger David Ryckaert (III). Allerdings lassen stilistische Abweichungen von der Manier des letzteren einen namentlich bisher nicht fassbaren Künstler aus dessen Umkreis als Autor am wahrscheinlichsten erscheinen.
Die im Zeitenwandel sich ändernde und noch immer ungeklärte Zuschreibung des Gemäldes verunklärt auch seine ältere Sammlungsgeschichte. Vermutlich zierte es zum Ende des 18. Jahrhunderts eine der Paradekammern des Berliner Schlosses, bevor es für einige Zeit im sogenannten „Vorrat“ des Schlosses deponiert wurde. Im frühen 19. Jahrhundert gelangte das Bild vom Berliner Schloss in die Bildergalerie in Sanssouci. Dort ist es auch heute wieder ausgestellt.
Jessica Korschanowski