Der Düsseldorfer Künstler Wilhelm Camphausen (1818-1885) verschaffte sich insbesondere als Historien- und Schlachtenmaler einen prominenten Namen. Heute weniger bekannt ist, dass er ebenso als Illustrator und gelegentlich auch als Schriftsteller tätig war.
Im Jahr 1862 erhielt er durch die Vermittlung des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen (1811-1885) erstmals auch einen Auftrag vom preußischen König. Wilhelm I. verpflichtete ihn, drei Gemälde mit Darstellungen aus der Zeit Friedrichs des Großen für den Garde-du-Corps-Saal im Berliner Schloss zu malen. Aus dieser Reihe stammt auch die zu Beginn des Jahres 1864 fertiggestellte, vorliegende Szene, die sich während des ‚Siebenjährigen Krieges‘ am Abend des 5. Dezember 1757 nach der Schlacht bei Leuthen zugetragen haben soll. Einer Anekdote zufolge, die auch der Historiker Franz Kugler (1808-1858) in seiner »Geschichte Friedrich des Großen« (1840) verbreitete, ergab es sich nach dem preußischen Sieg über ein zahlenmäßig überlegenes österreichisches Heer, dass die preußischen Soldaten, „mehr als 25 000 Mann, wie aus einem Munde“ (Kugler) spontan den Choral »Nun danket Alle Gott« anstimmten.
Camphausen lässt das legendäre Ereignis zu nächtlicher Zeit auf dem Kirchhof von Leuthen stattfinden. Soldaten unterschiedlicher Truppenteile haben sich andächtig singend um ein Feuer versammelt. Im Vordergrund links bewachen Zieten‘sche Husaren einige österreichische Gefangenen, während daneben – zwischen den vereinzelt stehenden Grabsteinen – ein toter Kavallerist neben seinem gestürzten Pferd und rechts mehrere Verwundete liegen. Von Camphausen selbst erfahren wir, dass der schräg in Rückenansicht gezeigte Mann, der im Militärmantel mit gefalteten Händen direkt am Feuer steht, hinter sich die erbeuteten gegnerischen Feldzeichen an eine Kanone gelehnt, den preußischen Hauptmann (und späteren Generalfeldmarschall) von Möllendorf darstellt. Möllendorfs couragiertem Verhalten während der Schlacht schrieb man die erfolgreiche Eroberung Leuthens zu, wofür er von Friedrich II. mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet wurde.
Jessica Korschanowski