Der Glaspokal ist aus farblosem Glas mundgeblasen. Scheibenfuss, facettierte Kuppa, Baluster mit Nodus mit eingeschlosenem gold-rotem Faden, um 1720
DER BÖHMISCHE WEG ZUM GLASSCHLIFF
Böhmen war bereits um 1600 ein Zentrum der Edelsteinschleiferei. Voraussetzung für die Übertragung dieser Glasgefäße war eine Glasmasse, die schnell erstarrte und eine ausreichend harte Basis für abtragende Techniken der Glasbearbeitung bot (kurzes Glas). Diese Voraussetzung erfüllte das „Böhmische Kreideglas“, das wohl zuerst in Südböhmen mit dem Stabilisator Kreide hergestellt wurde. Beim Glasschliff erfolgte eine Abtragung von Teilen der Glasoberfläche mit Schleifscheiben unterschiedlicher Form und Größe. Durch Schleifscheiben mit nah außen gerundeter Schleiffläche können „Kugeln“ erzeugt werden, mit großen horizontal angeordneten Schleifscheiben lassen sich glatte Flächen abtragen („Eckenschliff“). Bis 1700 wurden böhmische Pokale in der Regel noch ohne Schliff hergestellt, d.h. sie orientierten sich am venezianischen Stil, auch wenn sie keinen Hohlschaft hatten. Im Laufe des 18. Jahrhunderts und des frühen 19. Jahrhundert gelangte der böhmische Glasschliff zur höchsten Vollendung.