Das 1828 entstandene Gemälde Eduard Gaertners zeigt eine Ansicht der Wendeltreppe (Großes Treppenhaus) des Berliner Schlosses. Die hinter dem "Schlüterportal" im Ostflügel (der Spreeseite) gelegene Treppenanlage entstand im Zuge des ab 1699 begonnenen Ausbaus des Schlosses durch den Architekten Andreas Schlüter. Von hier aus gelangte man vom kleineren der beiden Schlosshöfe aus über den Schweizersaal in die im zweiten Obergeschoss gelegenen Paradekammern König Friedrichs I. in Preußen. Der Aufgang war dreiläufig und beinhaltete eine Kombination von Treppen und einer sanft ansteigenden Rampe. Aus südlicher Richtung nach Norden schauend, zeigt Gaertners Darstellung einen querschnittartigen Einblick in das Treppenhaus, der dessen komplexen Aufbau besonders gut zur Geltung bringt. Wachsoldaten marschieren im Gleichschritt die Rampe empor, um ihren Posten im Schweizersaal einzunehmen. Gaertner nutzte häufig Staffagefiguren, um den nüchtern wirkenden Architekturdarstellungen Leben einzuhauchen. In der Ansicht der "Wendeltreppe im Berliner Schloss" wird dies vor allem durch die Figur eines kleinen Kindes erreicht, das die Treppe auf Knien und Händen erklimmt und den Betrachter:innen entgegen zu krabbeln scheint.
Das Gemälde gehört zu den frühen Ankäufen von Werken des Künstlers durch das Königshaus. Gaertner schuf es kurz nach seiner Rückkehr von einem mehrjährigen Studienaufenthalt in Paris, den er durch eine Erwerbung König Friedrich Wilhelm III. von Preußen finanzieren konnte. Der Kontakt mit der dortigen Malerei verhalf ihm schlussendlich zu seinem künstlerischen Durchbruch. Friedrich Wilhelm III. erwarb die Ansicht der "Wendeltreppe im Berliner Schloss" 1828 auf der Ausstellung der Berliner Akademie der Künste und integrierte sie in die Ausstattung des Potsdamer Stadtschlosses. Im 20. Jahrhundert befand sie sich im Hohenzollernmuseum. Heute wird das Gemälde im Schloss Charlottenburg gezeigt.
Georg Friedrich Prinz von Preußen, ehemals Hohenzollernmuseum, SPSG
Dr. Alexandra Nina Bauer (2022)