Die Grundschäferei befand sich südlich der Dammvorstadt, heute also auf der polnischen Seite im Stadtgebiet von Słubice (Polen). Es ist das einzige Mal, dass auf dieser frühesten Zeichnung Tische und Bänke einer rustikalen Ausflugs-Restauration festgehalten sind, allerdings menschenleer wie alle Darstellungen mit Ausnahme einer Kutsche mit Pferden.
Das Konvolut von 18 Zeichnungen, von denen fünf die Bezeichnung "M.v.W" tragen, wurde in das Vorhaben zur Erschließung der Werke von Künstlerinnen (2021) aufgenommen, weil die Urheberin als Marie von Werder gilt. Ralf-Rüdiger Targiel (Märkische Oderzeitung vom 21. Oktober 2013) sieht in ihr die Tochter des bei der Frankfurter Regierung beschäftigten Forstmeisters Bruno von Werder. Im Zuge der Recherchen wurde jedoch deutlich, dass eine solche Person, für die im Zusammenhang mit einer Ausstellung des Stadtarchivs über Frankfurt-Ansichten (2003) sogar ungefähre Lebensdaten (nach 1848-vor 1887, ohne Quellenangabe) zu lesen waren, nicht mit den hier vorliegenden Zeichnungen in Zusammenhang gebracht werden kann. An der Urheberschaft einer Frau wurde aber aus der Überlegung heraus festgehalten, dass die Signatur in dieser Abkürzung eher auf die Bescheidenheit einer Frau oder eines größeren Mädchens deutet, die sich im Zeitraum von 1856 bis 1860 zeichnend betätigte, als auf einen Jungen oder einen Mann. Frankfurt als Garnisonstadt bot für den männlichen Teil der Gesellschaft andere Herausforderungen.
Alle Blätter des Konvoluts tragen auf der Rückseite den Stempel des Vereins für Heimatkunde, in dessen Sammlung sie vor 1945 gelangten. Über eine Zwischenstation im Stadtmuseum kamen sie vor 1976 in die Sammlung des Stadtarchivs, wie zwei weitere Stempel zeigen. Außerdem tragen alle Blätter auf der Rückseite den handschriftlichen Bleistift-Vermerk "Marie von Werder, in und um Frankfurt", der von der damaligen Leiterin des Stadtarchivs, Elfriede Schirrmacher, also vor 1976, erfolgte. Dabei ist nicht bekannt, ob ihr noch zum Konvolut gehörige Unterlagen zur Verfügung standen, doch muss der Eintrag auf Grundlage einer bisher unbekannten Quelle erfolgt sein.
Bezeichnet li. u. mit Bleistift eigenhändig "M. v. W.", re. u. "In der Schäferei / Nach der Natur. / 27. Mai 1856",
Rückseitig bezeichnet auf dem Unterpapier "No. 17 / Frankfurt a/O / In der Grundschäferei / 27. 5. 1856", außerdem Stempel der Stadtbücherei und des Stadtarchivs Frankfurt / Oder, oben die vor 1976 im Stadtarchiv aufgebrachte Bezeichnung "Marie von Werder: [In und um Frankfurt.]".
Literatur: Felix Plage: Frankfurt a.d. Oder wie es war und wurde. Frankfurt/Oder 1928, Nr. 92 mit Abb. und Beschreibung einer Ansicht um 1850.