Mit dieser ledernen Aktentasche ist Kurt Kretschmann, eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Naturschutzes in der DDR, bis in die 2000er Jahre unterwegs gewesen, um für seine Natur- und Heimatschutzarbeit, den Mulchgarten oder das Haus der Naturpflege zu werben. Die Tasche war immer mit Informationsmaterial gefüllt. Überall, wo sich die Gelegenheit bot, verteilte er hauptsächlich seine Texte an befreundete Naturschützer, Amtsträger des Naturschutzes und Politiker.
Kurt Kretschmann, Pazifist, Vegetarier, Kommunist, Heimatkundler und Naturschützer sowie Autor, wurde 1914 in Berlin geboren und starb 2007 in Bad Freienwalde. 1949 wurde er Kreisbeauftragter für Naturschutz im Kreis Oberbarnim, 1950 führte er das Naturschutzsymbol mit der Waldohreule ein, 1951 wurde er Landesbeauftragter für Naturschutz im Land Brandenburg. Er war von 1952 bis 1954 Referent für Naturschutz an der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften in Berlin, gründete 1954 mit federführend die Lehrstätte für Naturschutz „Müritzhof“ bei Waren und leitete sie bis 1960. Ab 1960 gestaltete er zusammen mit seiner Frau den privaten Garten zum öffentlichen „Haus der Naturpflege“, um ein Lehrbeispiel für praktischen Naturschutz und Gartenbau zu geben. 1978 gründete er die europaweit agierende Arbeitsgruppe Weißstorch, deren Leitung er auch übernahm. Ohne die tatkräftige und umfassende Unterstützung seiner Frau Erna Kretschmann, 1912 in Bollinken bei Stettin geboren und 2001 in Bad Freienwalde gestorben, wäre diese Engagement nicht denkbar: Sie war nicht nur ab 1960 die Ernährerin der Familie, sondern arbeitete tatkräftig im Garten mit, hielt das Netzwerk an Freunden und Mitstreitern zusammen und veröffentlichte mit ihm gemeinsam zahlreiche Broschüren und auch Bücher.
1982 übertrugen die Kretschmanns aus Altersgründen das „Haus der Naturpflege“ an die Stadt Bad Freienwalde. Heute wird es durch einen Verein Haus der Naturpflege e.V. betrieben. Garten und ehemaliges Wohnhaus können besichtigt werden.
Auf die Kretschmanns gehen bis heute rund um die Stadt Bad Freienwalde und im Oderbruch nicht nur einige Naturlehrpfade zurück, sondern auch Hecken- und Windschutzpflanzungen.