Das Halbfigurenporträt zeigt einen schlankgewachsenen katholischen Würdenträger mit schwarzem Talar und schwarzer Halsbinde mit weißem Rand im Alter von etwa 40 Jahren. Den Oberkörper leicht nach rechts gedreht schaut er würdevoll-streng auf den Betrachter. Bei angewinkeltem linken Arm öffnet sich seine linke Hand auf Herzhöhe nach oben. Mit seiner Rechten hat er zwischen Daumen und Mittelfinger die obere Ecke der Seite einer Bibel ergriffen, um diese umzublättern. Der aufgeschlagene Text in lateinischer Sprache läßt sich als die letzten Zeilen von Psalm 15 identifizieren: "Notas mihi fecisti vias vitae: adimplebis me laetitia cum vultu [tuo delectatio in dexera tua usque in finem]." (Du hast mir die Wege des Lebens kundgetan: Du wirst mich mit Freude erfüllen mit deinem Angesicht). Links stehen hinter einem Vorhang Bücher ohne erkennbare Beschriftung der Buchrücken.
Der Künstler ist unbekannt, die künstlerische Qualität ist bescheiden, die Auffassung altertümlich, was aber der Ernsthaftigkeit des Ausdrucks durchaus dienlich ist, denn bei dem Dargestellten soll es sich nach alter Überlieferung um Carl Bauer, Superintendent von Sankt Katharinen in Brandenburg an der Havel, handeln. Er war dort ab 1823 Diakon, später Superintendent bis 1876 tätig. Da es sich allerdings um einen katholischen Geistlichen handelt, der Ende des 18. Jahrhunderts und somit vor Carl Bauer gewirkt hat, kann diese Zuschreibung nicht aufrecht erhalten werden.
Das Gemälde ist unbezeichnet. Die Malerei ist nachgedunkelt, verschmutzt und mit starkem Krakelee und welliger Oberfläche. Ältere Retuschen sind deutlich. Das Gemälde ist ungerahmt. (ib)
Es handelt sich um einen Altbestand des Museums.
Literatur:
Vgl. Karl Ernst Heinrich Bauer, in: Schultz, S.; Boelke, K: Beiträge zur Geschichte der St. Katharinenkirche und -Gemeinde zu Brandenburg a. H., Brandenburg 1901, S. 110 - 116. (über Carl Bauer)