Das weiße, leicht bombierte Emailzifferblatt (D: 30 cm) zeigt in schwarzer Farbe große römische Stunden- und kleinere arabische Minutenziffern sowie eine Minuterie mit Punkten. In der Skala für die Datumsanzeige wechseln kleine arabische Ziffern für ungerade Tage mit kreuzförmigen Markierungen für gerade Tage im Monat. Im mittleren Bereich steht der Namenszug des Berliner Uhrmachers Christian Ernst Kleemeyer (1739-1799). Die Aufzugslöcher liegen vor den Ziffern III und IX. Über der Ziffer 60 ist die Kerbe für den Abstellhebel des Schlagwerks sichtbar. Die Rückseite des Zifferblattes zeigt einen blaugrünen, leicht wolkigen Farbverlauf des Konter-Emails. Hier finden sich handschriftliche Signaturen von Uhrmachern aus Eberswalde, die die Uhr in der Zeit um 1900 reparierten. Die Namen konnten bisher nicht zweifelsfrei identifiziert und folglich keinem in den Adressbüchern aufgeführten Uhrmachern zugeordnet werden. Ein Name findet sich sowohl auf der Rückseite des Zifferblattes als auch auf der Trägerplatine: „Erich Po[?]ke r. 21. II. 14“. Im Gegensatz zu den jüngeren Signaturen in Sütterlin zeigt sein Namenszug ein Schriftbild Anfang des 19. Jahrhunderts. Eine Herstellersignatur, die üblicherweise auf Rückseiten von Zifferblättern vermerkt wurde, fehlt hier. Die leichte Wölbung ist typisch für Zifferblätter der Manufaktur in Neuenburg (Neuchátel). Im Vergleich dazu war die Schüsselform das Markenzeichen der Berliner Zifferblätter. Sie wurden ab 1782 in der Uhrenfabrik in Friedrichsthal bei Oranienburg produziert und an die Uhrmacher in Berlin und Umgebung geliefert. Seit 1769 in Berlin als Meister tätig, dürfte Christian Ernst Kleemeyer noch vor 1782 das Zifferblatt aus Neuenburg erworben und in seiner Berliner Werkstatt weiterverarbeitet haben. Demzufolge kann das Zifferblatt in die Zeit von 1769 bis 1782 datiert werden. Die frühen Zifferblätter Kleemeyers zeigen römische Stundenziffern, wie die um 1769 datierte Tischuhr im Bestand der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Später verwendeten er und seine Nachfolger häufig arabische Ziffern. Als Besitzer einer eigenen Uhrenfabrik signierten Kleemeyer und seine Söhne ab 1797 nur noch mit „Kleemeyer“.
Die Größe des Zifferblattes lässt eine Verwendung für ein Uhrwerk einer Bodenstanduhr vermuten. Sie dürfte in einem Eberswalder Haushalt gestanden haben, worauf die Reparaturmarken der heimischen Uhrmacher hinweisen. Uhrwerk und Gehäuse sind verloren. Trotz der Risse und Fehlstellen im Email ist die hohe Qualität des Zifferblatts noch unverkennbar. Wann das Zifferblatt in die Sammlung des Museums Eberswalde gelangte und wer die Vorbesitzer der einstigen Bodenstanduhr waren, konnte bisher nicht ermittelt werden. (Silke Kreibich)