Ein Maßwerk ist ein gestalterischer Bestandteil der mittelalterlichen Gotik und bedeutet, dass es keine organischen Formen beinhaltet, sondern mit dem Zirkel konstruiert ("gemessen") worden ist. Dieses neogotische Maßwerk-Fries besteht aus acht rot gebrannten Formsteinen und ist ein Musterabschnitt eines fortgesetzten Architekturornaments. Die grüne, hier etwas wolkige Glasur, legt die Verwendung an einer Außenfassade nahe. Das Fries besteht im Prinzip aus nur einer einzigen Grundform, die je nach Einsatzart - so oder so gewendet oder spiegelvekehrt und mit entsprechend plazierter Glasurfläche - in Wiederholung zu einem beliebig langen Zierfries zusammensetzt werden kann.
Diese rationalisierte Produktion entstand in der Epoche der Industriealisierung im 19. Jahrhundert mit dem Ziel, eine dem gotischen Stil entlehnte Architektur mit industriellen Verfahren neu zu errichten. Für diesen sog. Backstein-Historismus wurden solche Formsteine aus Ton und mittels neu entwickelter Strangpressen (im 19. Jh. Ziegelpressen genannt) als Endlosstrang herausgepresst und scheibenweise abgeschnitten für die Weiterverarbeitung. Bei heutigen Restaurierungen neugotischer Baudenkmäler müssen jedoch wegen der kleinen Stückzahlen diese Formsteine von handwerklich geschickten Keramikern nachgeformt werden. Dazu sind erst viele Vorversuche in Hinblick auf Vorformen, Brenn- und Glasurverhalten etc. notwendig. Aus einer solchen Versuchsphase stammt dieses Teilfries.