Im Frühjahr 1770 hielt sich Hackert in Neapel auf und erkrankte. Er weilte daraufhin zur Erholung länger in Cava dei Tirrheni und machte von dort Ausflüge nach Vietri sul Mare, Capri und Salerno. Während dieses Aufenthaltes galt sein besonderes Interesse den Felsen, der Vegetation und entsprechenden Durchblicken. Die Zeichnungen sprechen von der Freude des Entdeckens und der Rekonvaleszenz. Die heute vielgerühmte und besuchte Amalfiküste war damals noch weitgehend unerschlossen.
Dargestellt ist ein Weg durch felsige Landschaft mit zwei Gruppen von Viehhierten auf verschiedenen Abschnitten des Weges links und mit Ausblick auf das Meer (Golf von Salerno) in der Mitte. In der rechten Bildhälfte der Ausblick in ein enges bewaldetes Tal, das mit einigen Zypressen und einer Pinie akzentuiert unten am Meer endet, rechts noch aufragend ein höherer Bergrand. Bestimmend jedoch ist der gleich einem Schafskopf über dem Tal hängende Fels; die Felsen am links anschließenden Weg auch als Körper eines lagernden Schafes mit einer Last beladen lesbar.
Die großformatige Darstellung wurde wohl gleich nach Skizzen in der Natur für Präsentationszwecke gefertigt und aufbereitet mit zweifacher Rahmung ebenfalls in brauner Tusche und dann noch einmal mit grüner Farbe durch einen zwei Zentimeter breiten grün lavierten weiteren Rahmen, der wiederum von einem breiten braunen Strich gerahmt ist. Bezeichnet Mi. o. auf dem hellgrünen Rahmen "22", Mi. o. in der Darstellung "a Vietre 1770" mit ebenfalls brauner Tinte, re u. auf dem grünen Rand "Hackert", die Claudia Nordhoff für eigenhändig hält. Die Rückseite wurde nicht gesehen. In der linken Ecke ist eine Quetsfchfalte, in der Mitte eine geglätte Falz mit leichten Quetschfalten. Ähnlich aufgemacht mit Linien und grünem Rahmen ein Blatt mit Felsen auf Capri, ebenfalls 1770 entstanden, im Berliner Kupferstichkabinett [KdZ 10355].
Es handelt sich um alten Bestand des Museums aus der Zeit vor 1945.
Literatur: Claudia Nordhoff, Jakob Philipp Hackert (1737-1807). Verzeichnis seiner Werke, 2 Bände, Berlin 1992, Band 2, Nr. 622 (ohne Abb.)