Schaftkronleuchter nach dem Vorbild der Messingkronen (s. Inv. Nr. VIII 1000) mit zwölf Kerzenarmen in zwei Etagen; die geschmiedete Eisenstange des Schafts, die "Seele", wird bedeckt von unterschiedlichen kugel- und balusterförmigen Teilen; dabei gibt es Hohlkugeln, die aus mit Nut und Feder zusammengesteckten Bernsteinplättchen mit Reliefschnitt (unterschiedliche Motive mit Blüten, Früchten, Blattwerk, Vögeln) bestehen sowie gerippte Kugeln, deren Vorbilder im Bergkristallschliff (Schaftteile von Kron- und Altarleuchtern) zu finden sind; kurz über dem Bas-de-lustre befindet sich eine mit Bernsteinplättchen belegte Scheibe aus Erlenholz, in welche die unteren sechs Leuchterarme eingesteckt sind (Cul-de-lampe); die s-förmig geschwungenen Arme sind mit einem geschnittenen Schuppendekor dekoriert und aus vier Teilstücken zusammengesetzt; die Ansatzstellen tragen beidseitig runde oder ovale Reliefs aus weißem Bernstein, abgedeckt mit einem durchsichtigen, gewölbten Bernsteinplättchen; die darunter befindliche Schnitzerei ist nur in Ansätzen erkennbar, es handelt sich um Köpfe (vermutlich Porträts), Halbfiguren, Vögel und Früchte; die Befestigung der Arme erfolgte mittels Elfenbeinschrauben und Bernsteinmuttern; ebenso — nur ensprechend kleiner — ist die obere Etage der Leuchterarme gestaltet; die Kerzentüllen und Tropfteller bestehen aus Horn und sind Ergänzungen; über der zweiten Leuchteretage befindet sich zwischen zwei Kugeln eine weitere kleine Platte, die — wie auch bei den Messingkronen — mit Zierrat aus Volutenbändern geschmückt ist; den oberen Abschluss bildet ein gekrönter Doppeladler; der Bas-de-lustre ist eine etwas gedrückte Hohlkugel, wiederum aus reliefierten Bernsteinblättchen, die nach unten in einem Zapfen endet; vermutlich bestand der ganze Leuchter ursprünglich nur aus zusammengesteckten Einzelteilen, die nicht verleimt waren.
1978 wurde dieser Kronleuchter als Beispiel für die zahlreichen im Krieg zerstörten Bernsteinobjekte und die aus diesem Material als Geschenke gefertigten Kronleuchter aus dem Besitz des 6. Earl of Rosebery, Schloss Mentmore, mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie angekauft. Der vormalige Besitzer des Kronleuchters, Baron Mayer Amschel de Rothschild hatte ihn 1854 von dem Londonder Kunsthändler David Falcke erworben. Winfried Baer datiert den Kronleuchter auf um 1650. Dem kann bisher nicht widersprochen werden. Deutlich sind bei der Gestaltung dieses äußerst seltenen Exemplars die Vorbilder, die Messingkronen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, zu erkennen. Sicher ist, dass es sich um eine Königsberger Arbeit handelt. Details, wie die reliefierten Bernsteinblättchen, aus denen die Kugeln zusammengesetzt sind, deuten auf eine Autorschaft von Jakob Heise (gest. 1667). Aufgrund des schlechten Zustandes, der verwitterten Oberfläche und fehlender Signaturen kann dies jedoch nicht bewiesen werden. Der Leuchter war sicherlich ein fürstliches Geschenk, welches im 19. Jahrhundert weiter veräußert und wohl auch benutzt wurde.
Von den bekannten noch erhaltenen Bernsteinkronleuchtern ist dieser der einzige, dessen Arme ganz aus Bernstein gedrechselt sind. Die beiden in Schloss Rosenborg befindlichen Exemplare wie auch die in der Literatur als Zarengeschenke beschriebenen Kronleuchter hatten Metallarme, die mit Bernstein verziert wurden. Andere Quellen belegen, dass auch Exemplare mit Armen aus Elfenbein mit Bernsteinbesatz existiert haben müssen.
Käthe Klappenbach/Verena Wasmuth