Die Ansicht der Fontana di Trevi hat Piranesi vom südlichen Ende der Via Poli Richtung Osten aufgenommen, wodurch die Brunnenanlage in starker Schrägsicht präsentiert wird. Gleichzeitig ist der Betrachterstandpunkt erhöht gewählt. Es gelingt Piranesi dadurch, die Fontana di Trevi nicht nur in ihrer ganzen Breite zu zeigen, sondern auch in ihrer Tiefe, in die das Wasser strömend hinabfließt. Man meint sogar, dass die nur zart angedeuteten Häuser im Mittelgrund im Sprühregen der Fontana verschwinden.
Als Piranesi die Fontana di Trevi zeichnete, waren ihr Bau und ihre Ausstattung noch nicht abgeschlossen (die Fontana wurde erst 1762 vollendet). Dies zeigt sich besonders an der zentralen Figur des Okeanos und der Nischenfigur zu seiner Rechten. In der vorliegenden Druckfassung, der 2. Fassung der Darstellung, liegt der rechte Arm des Okeanos noch seitlich an. Die Figur rechts von ihm ist ein männlicher Krieger mit einem federbesetzten Helm, der seinen rechten Arm vor seinen Körper nimmt. In einer späteren 3. Druckfassung wird Piranesis die Brunennenfigur des Okeanos noch einmal variieren, in dem dieser seinen rechten Arm deutlich vor seinen Körper streckt. Die Nischenfigur zu seiner Rechten verändert Piranesi in der 3. Fassung zu einer weiblichen Figur, die vor ihrem Körper mit ihrer Linken ein Füllhorn hält.
Imke Ritzmann