Vulkan und Ceres, nach Jacopo Caraglio, nach Perino del Vaga (früher Tizian zugeschrieben). Mezzotinto, zweiter Zustand, 1708.
Vulkan, der Gott der Schmiedekunst, legt seine Arme um Ceres, die Göttin des Ackerbaus, die einen Ohrring trägt und Getreideähren im Haar hat. Beide sind, bis auf einen Umhang und ein loses Tuch, nackt. Im Vordergrund ein nacktes Kind und ein Hammer, neben Ceres ein Füllhorn. Im Hintergrund links eine Schmiede, rechts eine Mauer und ein Baum.
Dieses Blatt stammt aus einer berühmten Serie unter dem Titel „Die Liebe der Götter“, die John Smith in den Jahren 1708 und 1709 schuf. Er kopierte darin Motive auf bemalten ledernen Wandbehängen im sogenannten Tizian-Raum von Blenheim Palace, dem Landsitz der Familie Churchill, Dukes of Marlborough. Die Zuschreibung an Tizian ist inzwischen zweifelhaft. Die Darstellungen auf Schloss Blenheim entstanden vielmehr nach Drucken von Caraglio, die dieser wiederum nach Zeichnungen von Perino del Vaga und Rosso Fiorentino angefertigt hatte (Bartsch, Bd. 15, S. 72). Im Jahr 1861 wurden die Malereien, die John Smith als Vorlagen gedient hatten, bei einem Brand auf Blenheim zerstört.
Bereits am Beginn des 18. Jahrhunderts war also in der britischen High Society offenbar der Besitz europäischer Meisterwerke, wie eines oder gar mehrerer „Tizians“ ein wichtiges Statussymbol. Das vorliegende Mezzotinto zeugt davon. | Wolfgang Rose