Der gotisierende, mit Eichenholz furnierte Schreibtisch aus Schloss Babelsberg in Potsdam hatte ursprünglich einen Aufsatz, dessen Umriss sich im hinteren Bereich der Tischplatte noch abzeichnet. Dessen Gestaltung ist nicht zu belegen, war jedoch möbglicherweise einem Exemplar im Arbeitszimmer König Wilhelms I. ähnlich. Das heißt, der mit stilisierten Fialen bekrönte kastenförmige Aufsatz hatte einen Jalousieverschluss, hinter dem sich Fächer verbargen. Ähnliche Tischgestelle tauchen auch im 1849 neu möblierten Teesalon von Schloss Babelsberg auf, für deren Entwurf der Architekt Johann Heinrich Strack verantwortlich zeichnete, so dass der verwandte Aufsatzschreibtisch mit einiger Sicherheit auch auf seinen Entwurf zurückzuführen ist. Bei den einfacheren Möbeln des Babelsberger Schlosses muss die ausführende Werkstatt nicht unbedingt in Berlin liegen, da für die Aufträge der Zeit um 1850 zumindest drei Potsdamer Firmen - Schultz, Freudemann und Meyer - ebenfalls in Frage kommen.
Jörg Meiner / Henriette Graf