Mit nur 15 Monaten starb Prinz Ferdinand von Preußen, das achte Kind von König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise von Preußen. Die Oberhofmeisterin der Königin, Gräfin Sophie Marie von Voß, beschrieb ihn in ihrem Tagebuch „als ganz besonders schönes und reizendes Kind“, und die Trauer der Mutter um den verstorbenen Sohn „erschütterte ihre bereits leidende Gesundheit sehr.“ Gottfried Schadow formte am Todestag das Gesicht und die Hände des Jungen ab und zeichnete ihn. Die Bearbeitung in Marmor lag im Wesentlichen bei dem 20jährigen Ridolfo Schadow (Eckardt, G., 2000, S. 16), der vor seiner Abreise nach Rom 1810 eng mit dem Vater zusammenarbeitete.
Die Komposition von Gottfried Schadow erinnert an sein 1790 entstandenes Grabmal für den verstorbenen Grafen Alexander von der Mark (1779-1787), wenngleich dieser Knabe älter war und die beigegebenen Attribute Schwert und Helm auf die vermutlich angestrebte militärische Karriere anspielen sollten. Der kleine Ferdinand dagegen im schlichten Hemd trägt noch die rundlichen, kleinkindlichen Züge. Beide Knaben strecken in ähnlicher Weise einen Arm neben dem Körper aus (bei Ferdinand der rechte, bei Alexander der linke), und beide erscheinen friedlich schlafend. Während das Alexander-Grabmal jedoch in einen architektonischen Gesamtzusammenhang voller mythologischer Anspielungen eingebettet ist (ursprünglich in der Dorotheenstädtischen Kirche, heute in der Alten Nationalgalerie Berlin), sollte das schlichte Grabmal für Ferdinand eher der stillen Andacht der trauernden Eltern und Geschwister dienen. Es befindet sich nach einer zwischenzeitlichen Präsentation im Schloss Monbijou wieder am Originalstandort in einem Nebenraum der Kapelle von Schloss Charlottenburg in Berlin.
Silke Kiesant