Die von Friedrich Wilhelm I. bestellte Terrine repräsentiert den Typus der zur Schau bestimmten Buffetstücke. In ihren schweren barocken Formen und plastischen Elementen nimmt sie Bezug auf das von Andreas Schlüter um 1700 für den Rittersaal im Berliner Schloss konzipierte Silberbuffet. Der figürliche Schmuck stellt eine heraldische Zusammenfassung der Geschichte der Hohenzollern dar: Die Terrine ruht auf vier Löwen, dem Wappentier der Burggrafen von Nürnberg, dem ersten Amt der Dynastie. Darüber erscheint am Korpus die von brandenburgischen Adlern gehaltene Monogrammkartusche mit den Initialen Friedrich Wilhelms. Auf dem Deckel folgt die triumphierend in die Höhe gehaltene preußische Königskrone. Die Terrine verkörpert somit im Kleinen den schon für das Silberbuffet Friedrichs III. grundlegenden Gedanken der Verherrlichung des Aufstiegs der Hohenzollern.
König Friedrich Wilhelm I. hat wie kein anderer deutscher Fürst umfangreichste Aufträge an Augsburger und Berliner Goldschmiede vergeben. Seine Bestellungen von Silberstücken zur Einrichtung insbesondere des Berliner Schlosses ab 1730 bis 1733 waren die größten, welche die Augsburger Goldschmiede jemals erhielten. Die Terrine, zu der es noch ein Pendant gibt, wurde nebst Platten und Vorlegelöffeln im Oktober 1731 geliefert. Die Bestellung erfolgte wohl in Hinblick auf die am 20. November 1731 im Berliner Schloss mit großem Aufwand begangene Hochzeit der Prinzessin Wilhelmine – der ältesten Tochter Friedrich Wilhelms I. – und des Erbprinzen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth. Beide Terrinen fanden zunächst Aufstellung auf dem Buffet „No 2“ im Weißen Saal, dem vom Friedrich Wilhelm I. neu eingerichteten Festsaal des Berliner Schlosses. Nach 1745 kompensierten sie stellvertretend für eingeschmolzene Stücke das Silberbuffet im Rittersaal. Die Deckelterrine ist im Silbergewölbe im Schloss Oranienburg ausgestellt.
Claudia Meckel