Das hier von Johannes Rabe in einem Bleistift-Riss dargestellte Belvedere auf dem Brauhausberg, 1802 bis 1803 nach Plänen von Andreas Ludwig Krüger (1743–1822) errichtet, entstand wohl auf Anregung der Königin Luise von Preußen (1776–1810). In seiner neogotischen Architektur gehörte es zu den typischen Souvenirbauten um 1800, bei denen weniger eine an realen Vorbildern orientierte Stilreinheit den Entwurf bestimmte, sondern mehr die dem jeweiligen Ort zugeeignete Stimmung. Im Neuen Garten, auf der Pfaueninsel und im Paretzer Gutspark stehen teilweise noch heute etliche solcher Stimmungs-Architekturen in Form von Tempeln, Grotten, Ruinen und sogar Pyramiden. Nahe Paretz, auf dem heutigen Kapellenberg, wurde zeitgleich ebenfalls ein neogotischer Ruinenturm nach Plänen von David Gilly (1748–1808) erbaut. Dieser war zwar nur zweigeschossig, besaß aber wie im vorliegenden Fall ebenfalls einen quadratischen Grundriss und einen Anbau für die Wendeltreppe. Das Belvedere wurde 1945 zerstört. [Thomas Sander]
bez.: u.r.: Johannes Rabe / 1869