Zwei Grabmonumente mit allegorischen Figuren; nach Wenzel Jamnitzer und Tobias Fendt; Lichtdruck, 1876-1883.
Beschriftet unter der linken Abbildung: "WENCZEL GAMNICZER / 1551", unter der rechten Abbildung: "In pariete sinisero chori ueteris.", o.r. (teilweise abgeschnitten): "JAMNITZER. (486.) / FENDT. (487)", unten Mitte: "BERLIN / NICOLAISCHE VERLAGS-BUCHHANDLUNG (R. STRICKER).", darunter: "FACSIMILE-DRUCK von A. FRISCH".
Bei der Arbeit von Jamnitzer handelt es sich vermutlich um einen Entwurf, während Fendt wahrscheinlich ein existierendes Grabmal darstellte, darauf deutet zumindest die in römischen Ziffern geschriebene Jahreszahl 1477 im Epitaph hin.
Der zweite deutsche Verlag, von dem die Wredowsche Zeichenschule Drucke für ihre Ornamentsammlung bezog, war die Nicolaische Verlagsbuchhandlung in Berlin. Rudolf Stricker, der die Firma 1876 übernommen hatte, ging bei der Reproduktion alter Design-Vorlagen neue Wege. Er kooperierte mit der ein Jahr zuvor gegründeten Druckerei von Albert Frisch, die sich auf den Lichtdruck spezialisiert hatte. Der 1867 erfundene Lichtdruck war „das erste preiswerte und technisch mögliche Reproduktionsverfahren für Fotografien“ (Bortfeldt). Mit ihm konnten alle Halbtöne und damit alle Details einer fotografischen Abbildung wiedergegeben werden. Das waren ideale Voraussetzungen für die massenhafte Herstellung von Ornament-Drucken nach zwei- oder dreidimensionalen Vorlagen aus früheren Jahrhunderten. Die fotografischen Aufnahmen der Objekte wurden über den Lichtdruck vervielfältigt und fanden u.a. in den kunstgewerblichen Bildungseinrichtungen Abnehmer.
Die Ornamentblätter der Nicolaischen Buchhandlung wurden in der Wredowschen Zeichenschule in der Regel beschnitten, da sie meist zu groß für das Einheitsmaß der Pappen (325 x 247 mm) waren, auf die Objekte der Ornamentsammlung fest aufgelegt wurden. Beim vorliegenden Blatt ist der größte Teil der Verlagsbeschriftung jedoch erhalten. | Wolfgang Rose