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Kostüm, genäht aus Laborschutzkleidung

Museumsprojekt Kleinmachnow Kleinmachnower Objektgeschichten [o. Inv.]
Kostüm, genäht aus Laborkittel (Museumsprojekt Kleinmachnow CC BY-NC-ND)
Herkunft/Rechte: Museumsprojekt Kleinmachnow (CC BY-NC-ND)
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Beschreibung

Im ehemaligen Institut für Pflanzenschutzforschung, in Kleinmachnow auch bekannt als »die Biologische«, arbeitete Marina Gottschalk seit den 1980er Jahren. Zum Ausstellungsthema »100 Jahre FEIERN« lieh sie dem »Museum im Aufbau« dieses Kostüm, das für eine Promotionsfeier im Jahr 1985 aus Laborschutzkleidung genäht wurde. Leider heute nicht mehr erhalten ist die dazugehörige Kopfbedeckung in Form eines Ratten-Kopfes. Wie das Institut, das Thema Feiern und Ratten zusammenhängen, berichtet Marina Gottschalk in dieser Objektgeschichte:


»In Kleinmachnow auf dem Stahnsdorfer Damm Nr. 82, da, wo sich heute das Julius-Kühn-Institut befindet, war bis 1990 ein Institut der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR angesiedelt. Es hieß zunächst von den 1950er Jahren her Biologische Zentralanstalt bevor es Mitte der 1970er Jahre umbenannt und -strukturiert wurde zum Institut für Pflanzenschutzforschung (IPF). Die Einwohner Kleinmachnows und der umgebenden Ortschaften nannten es mehr oder weniger liebevoll die »Biologische« oder auch schon mal die »Anstalt«.

Wie es der Name IPF schon sagt, wurde in dem Institut geforscht zur Entwicklung von Wirkstoffen zum Pflanzenschutz, deren Anwendung und Wirksamkeit, ihr Rückstandsverhalten in Erntegütern und in der Umwelt sowie schließlich zur Toxikologie, also der Erfassung von ungewünschten Nebenwirkungen für Mensch, Tier und Umwelt.
Der letztgenannte Bereich wurde Mitte der 1970er Jahre stark erweitert um tierexperimentelle Untersuchungen mit dem Ziel, eine besseren Risikobewertung der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu ermöglichen. Ein neues Forschungsgebiet wurde etabliert und brachte mit sich, dass hier besonders viele Universitäts- und Hochschulabsolventen sowie junge Facharbeiter für Labore und Tierhaltungen zu arbeiten begannen. Sie stießen auf ein eingeschworenes Kollektiv von Chemikern und Physikern, das nicht nur gern und erfolgreich miteinander arbeitete, sondern Freude daran hatte, Exkursionen zu unternehmen sowie miteinander zu feiern. Und das nicht nur, um mit »Kollektivbildenden Maßnahmen« die »Brigadebücher« zu füllen (so waren damals eben die Begrifflichkeiten). Das übertrug sich sehr leicht auf die neu hinzu gekommenen Kollegen.

Zum Thema Feiern in der »Biologischen« soll nicht unerwähnt bleiben, dass es alljährlich einen zünftigen Institutsfasching gab, der im Ort doch einigen bekannt war. Im oben gerade beschriebenen Bereich wurden aber auch gern Erfolge gefeiert; und dazu zählten vor allem Feste zum Erwerb eines Doktortitels.

Das waren Feste! Jedes bekam sein Thema mit Bezug zum jeweiligen Forschungsgebiet. Es wurden geradezu Drehbücher zum Ablauf der Feier geschrieben und Kulissen und Kostüme selbst gefertigt, oder auch gern mal der Fundus der DEFA in Anspruch genommen. Bei diesen Festen durfte natürlich jeder Mitarbeiter dabei sein, sei er Wissenschaftler, Laborant, Chemie- oder Versuchsingenieur oder Tierpfleger. Schließlich hatten alle durch ihre jeweilige Tätigkeit auf diese oder jene Weise zum Entstehen der Untersuchungsergebnisse beigetragen. Denn die Themen der Promotionsarbeiten waren Bestandteil der Forschungsaufgaben und die Untersuchungsergebnisse wurden in den Laboren und Tierhaltungen gewonnen.

Und nun die spezielle Geschichte zu dem hier gezeigten Kostüm einer Ratte als Braut. Eine dieser Promotionsfeiern fand im Oktober 1985 statt, als wieder einmal zwei Biologen erfolgreich ihre Doktorarbeiten verteidigt hatten. Da sie beide Untersuchungen mit Ratten durchgeführt hatten, unter anderem auch zur Beeinflussung der Reproduktion, weshalb die Tiere auch verpaart wurden, und es sich um je ein Person weiblichen sowie männlichen Geschlechts handelte, lag es nahe, die beiden frisch gebackenen Dres. rer nat. als Rattenpärchen zu verheiraten und das gebührlich zu feiern. Zu diesem Zweck wurden beide in von den Kolleginnen gefertigten Kostüme gesteckt und in einem Triumphzug durch das Institutsgelände zum Hochzeitssaal (die ehemalige Kantine) gefahren. Es wurde ein rauschendes Fest gefeiert mit Trauung, vielen Reden sowie reichlich Speis, Trank und Tanz.

Zum Abschluss sei noch folgendes gesagt:
Wie nachhaltig die Erinnerung an das Fest und darüber hinaus aber auch an das Gefühl der damaligen Zusammengehörigkeit war, zeigte sich im Oktober 2010. Das »Rattenpaar« hatte nach 25 Jahren zu einer zünftigen »Silberhochzeit« (man kann es auch Silberne Promotion nennen) alle die eingeladen, die 1985 dabei waren. Das noch vorhandene Kostüm der Braut wurde aufgefrischt und wegen inzwischen eingetretener »Unpässlichkeit« auf einer Schneiderpuppe präsentiert. Es kamen sehr viele, um die 60 Personen erinnerten sich der gemeinsamen Zeit im IPF und feierten erneut ein Fest mit allem, was schon vor 25 Jahren dazu gehört hatte.«
(Dr. Marina Gottschalk)

Material/Technik

Baumwollstoff

Hergestellt Hergestellt
1985
Kleinmachnow
[Zeitbezug] [Zeitbezug]
1985
1984 1987
Museumsprojekt Kleinmachnow

Objekt aus: Museumsprojekt Kleinmachnow

Seit vielen Jahren wünschen sich die Kleinmachnower*innen ein Museum – so einzigartig wie die bewegte Geschichte des Ortes soll es sein. Lebendig und...

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