Das Gemälde Eduard Gaertners gibt den durch den Architekten Andreas Schlüter umgebauten inneren Hof des Berliner Schlosses wieder, der seit dem 20. Jahrhundert als "Schlüterhof" bezeichnet wird. Das Schloss war seit dem 15. Jahrhundert Residenz der brandenburgischen Kurfürsten und später der preußischen Könige und deutschen Kaiser. Um 1700 erfuhr es unter Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg/König Friedrich I. in Preußen seine größte Erweiterung. In dieser Zeit versah Schlüter den Innenhof mit einem monumentalen Portal, das auf der linken Seite zu erkennen ist. Auf der rechten Seite wird die Darstellung durch den Küchenflügel aus dem 16. Jahrhundert begrenzt, der in späteren Jahrhunderten erweitert und umgebaut wurde. In ihrer Monumentalität wirkt die Residenz überwältigend, wie ein steinernes Denkmal der Jahrhunderte alten Hohenzollernherrschaft. Und dennoch ist es das Bürgertum, das diesen Raum zu erobern beginnt. So haben sich an einem bewölkten Sommertag zahlreiche Besucher und Besucherinnen im Schlüterhof versammelt. Sie besichtigen, flanieren und bestaunen dabei die An- und Abfahrt königlicher Kutschen, die Gäste zu einem Festessen bringen. In den 1830er Jahren befanden sich zahlreiche Verwaltungsbehörden im Schloss, die das Schloss (und seine Höfe) auch zu einem öffentlichen Ort machten. Es sind stimmungsvolle und lebendige Stadtansichten wie diese, die Eduard Gaertner zum talentiertesten Chronisten Berlins der Biedermeierzeit machen. Das Gemälde wurde 1830 auf der Ausstellung der Berliner Akademie der Künste als "Innere Ansicht vom kleinen Hofe des königlichen Schlosses in Berlin" gezeigt. Dort erwarb es König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und integrierte es in die Ausstattung des Potsdamer Stadtschlosses. Ein Jahr später schuf Gaertner das Gegenstück, die "Ansicht des Eosanderhofes des Berliner Schlosses" (GK I 4384). Beide Gemälde werden heute im Schloss Charlottenburg gezeigt.
Dr. Alexandra Nina Bauer (2022)