Als Geschenk zu ihrer Silberhochzeit am 25. Januar 1883 erhielten der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831-1888) und seine Gattin Viktoria (1840-1901) von 14 preußischen Städten ein komplett eingerichtetes Speisezimmer für ihr Palais Unter den Linden (Kronprinzenpalais), das auch ein über 400 Teile umfassendes Tafel- und Dessertservice aus der Königlichen Porzellanmanufaktur beinhaltete. Vorbild für dieses Service war das sogenannte 2. Potsdam’sche Service, das Friedrich II. 1766/1768 für das Neue Palais in Potsdam in Auftrag gegeben hatte. In der Version des Jahres 1883 wurden die 1766 noch farbig bemalten Blattranken durch silberne ersetzt, die sinnfällig auf den Anlass des Geschenks anspielten. Mit Adolph Menzel (1815-1905) beteiligte man zudem einen zeitgenössischen Künstler an weiteren Details des Dekors: nach Menzels Entwurf wurden die zentralen Stücke des Services mit humorvollen Miniaturen bemalt, in denen Putten mit der Beschaffung und Verteidigung der Nahrungsmittel beschäftigt sind, die man sich als Füllung der Platten, Terrinen und Schüsseln vorstellen kann. Außerdem gehören zum Service von 1883 zahlreiche neue, 1766 noch unbekannte Gefäßtypen, die von den inzwischen geänderten Formen des Speisens und Servierens zeugen.
Michaela Völkel (11/2017)