museum-digitalbrandenburg
CTRL + Y
en
Objects found: 56
PlaceLower Lusatiax
Refine searchAdvanced search Sorted by: ID

Hellblauer Trachtenrock mit angenähtem Mieder

Museum Schloss Lübben Regionalgeschichte [V 0782-4]
Hellblauer Trachtenrock mit angenähtem Mieder (Museumsverbund Dahme-Spreewald CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Museumsverbund Dahme-Spreewald / Kati Krüger (CC BY-NC-SA)
1 / 2 Previous<- Next->
Contact Cite this page Data sheet (PDF) Calculate distance to your current location Archived versions Mark for comparison Graph view

Description

Noch vor der Eröffnung des Museums 2001 kam dieser Rock in das Museum. Er stammt aus einem Antiquariat in Burg. In unserer Sammlung stellt dieser Trachtenrock ein Novum dar. Die Vermutung liegt nahe, dass das Kleidungsstück aufgrund seiner hellen Farbigkeit und der einfachen Umsetzung trachtentypischer Merkmale für ein jugendliches Mädchen bestimmt war.
Im Gegensatz zum Kostüm, mithilfe dessen sich der Träger in verschiedene Charaktere verwandeln kann, verdeutlich die Tracht das Typische der Region. Dabei ist die Tracht bestimmten Regeln unterworfen und grenzt sich von der privaten Kleidung und den Berufstrachten ab, die regional und konfessionell nicht oder kaum verankert sind. Die Trägerin identifiziert sich mit ihrer Heimat und zeigt an ihrer Kleidung, wer sie ist. Trotzdem versteht sich die Tracht nicht als Uniform, weil sie ihre Individualität im Detail äußert und dem Zeitgeschmack folgt. Eine vollständige niedersorbische Tracht besteht aus knielanger Unterhose, weißen Kniestrümpfe und schwarzen Riemchenschuhen, Unterrock, Tuchrock mit Samtmieder, Kittelchen, Schultertuch, Schürze, Schärpe und Haube oder Kopftuch.

Material/Technique

Textilien / genäht

Measurements

Width
272 cm
Height
96 cm
Weight
0,728 kg

Detailed description

Noch vor der Eröffnung des Museums 2001 kam dieser Rock in das Museum. Er stammt aus einem Antiquariat in Burg. In unserer Sammlung stellt dieser Trachtenrock ein Novum dar. Die Vermutung liegt nahe, dass das Kleidungsstück aufgrund seiner hellen Farbigkeit und der einfachen Umsetzung trachtentypischer Merkmale für ein jugendliches Mädchen bestimmt war, das zum Tanz oder zur Spinte gehen wollte.
Im Gegensatz zum Kostüm, mithilfe dessen sich der Träger in verschiedene Charaktere verwandeln kann, verdeutlich die Tracht das Typische der Region. Dabei ist die Tracht bestimmten Regeln unterworfen und grenzt sich von der privaten Kleidung und den Berufstrachten ab, die regional und konfessionell nicht oder kaum verankert sind. Die Trägerin identifiziert sich mit ihrer Heimat und zeigt an ihrer Kleidung, wer sie ist. Trotzdem versteht sich die Tracht nicht als Uniform, weil sie ihre Individualität im Detail äußert und dem Zeitgeschmack folgt. Eine vollständige niedersorbische Tracht besteht aus knielanger Unterhose, weißen Kniestrümpfe und schwarzen Riemchenschuhen, Unterrock, Tuchrock mit Samtmieder, Kittelchen, Schultertuch, Schürze, Schärpe und Haube oder Kopftuch. In den kalten Monaten tragen die Frauen zudem eine schwarze Polka.
Dem kundigen Betrachter liefert die Tracht eine Vielzahl von Informationen: aus welcher Ortschaft die Trägerin stammt, die augenblicklichen wirtschaftlichen Verhältnisse, die soziale Stellung innerhalb der Dorfgemeinschaft, den Personenstand (ledig, verheiratet, verwitwet) und die Gelegenheit (Tanz, Spinte, Amtsgang, sonntäglicher Kirchgang, Hochzeit, Kommunion, Konfirmation, etc.).

Die meisten Trachtenröcke bestehen aus Tuch, einem festen, leicht angerauten Wollstoff. Deshalb werden sie auch als Tuchröcke bezeichnet. Dieses Kleidungsstück besteht allerdings aus hellblauer, gesprenkelter Baumwolle und mutet fast wie ein Jeansstoff an. Auch die Nähweise und der Schnitt weisen Unterschiede zu den Trachtenröcken auf, wie sie im niedersorbischen Spreewald typisch sind. Das Rockteil ist am Bund zwar in übliche Smokfalten gelegt, die Falten wurden aber im Inneren nicht mit Smokstichen befestigt, sondern fallen lose, so dass nicht die sonst so klassische, ausgeprägte A-Linien-Form entsteht. Damit wirkt das Stück eher wie ein zeitgenössisches Sommerkleid als ein niedersorbischer Trachtenrock. Vom untersten Punkt des Halsausschnittes am Rücken bis zum unterem Bund des Tuchrockes misst die gesamte Tracht eine Länge von 96 cm. Insgesamt wiegt das Kleidungsstück 0,728 kg und ist damit fast ein Kilo leichter als vergleichbare Trachtenröcke.
Der gesamte Umfang des Rockes beträgt 272 cm. Im unteren Drittel ist der Rock mit Leinenstoff gefüttert. Das nur teilweise eingenähte Futter sorgt für eine gewisse Stabilität in der Form und sorgt für Sparsamkeit im Stoffverbrauch. Der Rock wird leichter und nicht zu warm. Die 25 cm lange Öffnung liegt vorn und ermöglicht das leichtere Anziehen des Kleidungsstückes. Geschlossen wird sie mittels kleinem Haken und Auge. In den Rock ist eine Innentasche eingearbeitet. Interessanterweise befindet sich die Tasche auf der entgegengesetzten Seite, im Vergleich zu den anderen Tuchröcken in unserer Sammlung. Womöglich gehörte der Trachtenrock einer Linkshänderin.
Im unteren Drittel verlaufen zwei schwarze, je 1,5 cm breite den gesamten Rock. Im Abschluss des Kleidungsstückes wurde eine grüne Besenborte verwendet, die den Stoff vor Abrieb schützen und dem Schnitt zusätzliche Stabilität geben soll.

Das Oberteil, genannt Mieder, besteht aus dem gleichen baumwollartigen, hellblauen
Stoff wie das Rockstück, was wiederum untypisch für niedersorbische Trachten ist. Das Mieder besteht klassisch aus schwarzem Samt. Insgesamt besteht das Mieder aus drei Teilen: zwei Frontteilen und einem Rückteil. Das Mieder öffnet und schließt vorn in der Mitte zwischen den beiden Fronteilen mit zwei Paar Haken und Augen. Haken und Augen liegen versteckt unter dem Stoff – auch das ein auffälliger Unterschied zu anderen Trachtenröcken. Beim Tragen einer vollständigen niedersorbischen Tracht liegt das Schultertuch sowieso über dem Mieder, so dass der Verschluss nicht zu sehen ist.

Museum Schloss Lübben

Object from: Museum Schloss Lübben

Das Stadt- und Regionalmuseum Lübben wurde 2001 nach Kriegszerstörung und einem kurzen Intermezzo zu DDR-Zeiten im Schloss der Herzöge von...

Contact the institution

[Last update: ]

Usage and citation

No Rights Reserved. You only should use CC0 if you have the right to waive all rights.