Ältester Stadtplan der Schwesterstädte Berlin und Cölln. Der Zeichner Johann Gregor Memhardt, in Linz an der Donau gebürtig, war bereits unter dem Kurfürsten Georg Wilhelm in brandenburgische Dienste getreten. Von dessen Sohn, Kurfürst Friedrich Wilhelm wurde er 1650 nach Berlin gerufen und u. a. mit der Planung und Ausführung neuer Befestigungsanlagen beauftragt. Schon kurz nach seinem Amtsantritt hatte der junge Herrscher den Entschluss gefasst, seine Residenz in eine solide Festung zu verwandeln. Mit dem mehrjährigen Bau wurde 1658 begonnen.
Das Vorhaben setzte eine sorgfältige Bestandsaufnahme voraus. Es wird angenommen, dass der Memhardtsche Plan ein erster Schritt für die Planung der Fortifikationen gewesen ist. Für diese Annahme spricht, dass die mittelalterliche Stadtmauer und kleine unbedeutende Häuser in ihrer Nähe durch eine perspektivische Darstellung aus dem sonst topographisch angelegten Plan hervorgehoben sind. Auch die eigentlich für einen Stadtplan unwichtige landschaftliche Struktur vor den Gräben wurde genau verzeichnet, während die Bebauung im Inneren der Mauern nur grob skizziert und einige Straßen sogar vergessen worden sind. Lediglich die wichtigsten Bauwerke wie das Schloss, die Kirchen und Rathäuser sind perspektivisch dargestellt. Besonderes Augenmerk legte der Zeichner auf die Wiedergabe des neuangelegten und erweiterten Lustgartens. Am unteren Bildrand rückt außerdem ein Stück der 1647 auf Befehl des Kurfürsten Friedrich Wilhelm angepflanzten sechsreihigen „Baumgalerie“ – die spätere Straße Unter den Linden“ ins Bild.
Claudia Sommer (2020)