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Museum Schloss Lübben Regionalgeschichte [V 0214]
Schwarzer Tuchrock mit angenähtem, schwarzem Samtmieder (Museumsverbund Dahme-Spreewald CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museumsverbund Dahme-Spreewald / Kati Krüger (CC BY-NC-SA)
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Schwarzer Tuchrock mit angenähtem, schwarzem Samtmieder

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Beschreibung

Die Tuchrock gehört zu einer niedersorbischen Kirchgangstracht. Eine vollständige niedersorbische Tracht besteht aus knielanger Unterhose, weißen Kniestrümpfen oder Strumpfhosen, schwarzen Riemchenschuhen, Unterrock, Tuchrock mit Samtmieder, Kittelchen, Schultertuch, Schürze, Schärpe und Haube oder Kopftuch. In den kalten Monaten tragen die Frauen zudem eine schwarze Polka. Der Trachtenrock wurde in einem Antiquariat erworben. Darüber hinaus ist uns über die Provenienz nichts bekannt.

Material/Technik

Textilien / genäht

Maße

Breite
350 cm
Höhe
107 cm
Gewicht
1,848 kg

Ausführliche Beschreibung

Die Tuchrock gehört zu einer niedersorbischen Kirchgangstracht. Eine vollständige niedersorbische Tracht besteht aus knielanger Unterhose, weißen Kniestrümpfen oder Strumpfhosen, schwarzen Riemchenschuhen, Unterrock, Tuchrock mit Samtmieder, Kittelchen, Schultertuch, Schürze, Schärpe und Haube oder Kopftuch. In den kalten Monaten tragen die Frauen zudem eine schwarze Polka. Der Rock wurde in einem Antiquariat erworben. Darüber hinaus ist uns über die Provenienz nichts bekannt.
Schwarz ist für den Kirchgang und für religiöse Festlichkeiten vorgesehen. Womöglich ist dies auf den historischen Prozess des Färbens zurückzuführen. Weiß ist eine Farbe, die leicht herzustellen beziehungsweise leicht zu erhalten war. Wolle ist beispielsweise von Natur aus weiß bis gelblich weiß, Leinen- und Baumwollstoff in ihren natürlichen Farben ebenso. Um den Stoff noch heller zu machen wurde er in der Sonne auf der Wiese sowie beim Waschen weiter gebleicht. Weißer Stoff war also allgegenwärtig. Schwarze Stoffe waren schwierig zu erzeugen und zu färben, und demnach teurer und wertvoller.
Der Tuchrock wurde teilweise mit Hand und teilweise mit Maschine genäht. Vom untersten Punkt des Halsausschnittes am Rücken bis zum unteren Bund des Tuchrockes misst die gesamte Tracht eine Länge von 107 cm. Der Rock ohne Mieder hat eine Länge von 75 cm. Insgesamt wiegt der Tuchrock wiegt 1,848 kg.

Die Front des Tuchrockes fällt überwiegend glatt zum Bund, wahrscheinlich um Stoff zu sparen, im Gegensatz zum Rückteil, das in für die niedersorbische Tracht typischen Smokfalten genäht worden ist. An der Innenseite sind die entstandenen Falten mit Smokstichen befestigt. Der gesamte Umfang dieses Tuchrockes beträgt 350 cm, wovon 290 cm in oben beschriebene Smokfalten gelegt worden ist. Das Frontteil des Rockes ist aus einem Satinstoff gefertigt und misst 60 cm in der Breite und 75 cm in der Länge. Es wird „Sparfleck“ genannt, weil es bei vollständigem Tragen der Tracht unter der Schürze liegt und nicht gesehen wird. Der Teil unter dem Samtband besteht jedoch aus dem gleichen Tuchstoff wie das Rückteil des Rockes und misst 10 cm. Daraus lässt sich schließen, dass die zur Tracht gehörige Schürze eine Länge von rund 65 cm hatte. Im unteren Drittel des Tuchrockes ist ein 4 cm breites, schwarzes Samtband aufgenäht. Beide Ränder des Bandes sind nach hinten gefalten und geben dem Band insgesamt etwas Höhe. Am unteren Bund befindet sich eine schwarze Besenborte. Die Borte soll den Stoff des Tuchrockes und sein Futter vor Abreibung schützen. Außerdem gibt es dem Rock Stabilität, damit dieser seine Form behält. Insgesamt hat der Tuchrock eine Länge von 75 cm. Er hat in der Front eine Öffnung zwischen dem Tuch- und dem Satinstoff. Diese ermöglicht ein leichteres Anziehen der Tracht und misst 8 cm in der Länge. Geschlossen wird er durch einen einfachen Verschluss mit Haken und Öse. Außerdem besitzt er auf der andern Seite eine Tasche. Diese ist mindestens 22 cm, maximal 32 cm tief. Dieser Größenunterschied entsteht, da die Tasche oben schräg an der Taschenöffnung endet.

Das Oberteil, genannt Mieder, besteht aus schwarzem Samt und ist typisch für niedersorbische Trachten. Insgesamt besteht das Mieder aus fünf Teilen: zwei Front-, zwei Seiten- und ein Rückteil. Es ist mit Leinenstoff gefüttert. Das Mieder öffnet und schließt mittig zwischen den beiden Fronteilen mit insgesamt drei Haken und Ösen. Da beim Tragen der vollständigen Tracht über dem Mieder das Schultertuch liegt, sind die Verschlüsse lediglich beim Ankleiden sichtbar. Beide Frontteile sind identisch gearbeitet. Der einzige Unterschied besteht darin, dass eines der Frontteile komplett an den Tuchrock genäht worden ist, während das andere nach 2 cm Naht lose fällt. Auch die Träger des Mieders weisen Besonderheiten auf. Beide Seiten sind gekürzt, indem an jeder Schulter 4 cm des Stoffes umgefalten wurden. An der Schulterlinie wurden je 2 cm rechts und links markiert und dann zusammengelegt. Die entstandenen Falten wurden nach vorn gelegt und von innen fixiert. Mögliche Gründe dafür könnten zum Beispiel sein, dass die Tracht weitergegeben wurde und der Tuchrock auf die Größe der neuen Besitzerin angepasst werden musste. Möglich wäre auch, dass die Träger absichtlich zu groß genäht worden sind, um jegliche noch kommende Veränderungen in der Körpergröße oder -umfang, zum Beispiel durch Schwangerschaft, auszugleichen, ohne eine neue Tracht nähen zu müssen. Gleichzeitig wird die Schulternaht dadurch etwas entlastet und reißt somit schwerer, wenn auf ihr das gesamte Gewicht der Tracht lastet. Das Rückteil ähnelt einem "V", da es am unteren Bund des Mieders deutlich kleiner ausfällt als an den Schultern. Zusammengesetzt ist der gesamte Rücken mit der Wiener Naht. Das ist eine Teilungsnaht, die vom Armausschnitt ausgehend leicht bogenförmig nach unten zum Bund verläuft. Sie verleiht dem Mieder eine figurbetonende Form.
Die Nahansicht des schwarzen Samtmieders zeigt den typischen Verschluss über der Brust mit Haken und Öse. Die hinzugefügten Gummibänder verlängern den Verschluss um 7 cm. Trachten wurden oft von Generation zu Generation weitergegeben, so dass auf Größenunterschiede findig reagiert werden musste. Der Verschluss des Mieders wird beim vollständigen Tragen der Tracht komplett vom Schultertuch verdeckt.

Museum Schloss Lübben

Objekt aus: Museum Schloss Lübben

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