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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Glas [XIII 1758]
Fragment eines Schlangenglases, XIII 1758. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / SPSG (10.11.2022) (CC BY-NC-SA)
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Fragment eines Schlangenglases

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Beschreibung

Schaftfragment eines sogenannten Schlangenglases aus nahezu farblosem Glas, gedreht aus unzähligen miteinander verschmolzenen, feinen Glasfäden und ofengeformt als "8" mit vorgelegter Schlaufe, ein gestaltet als stilisierter Schlangenkopf mit geöffnetem Maul, durch das der abgebrochene Schwanz geführt wurde. Die Abbruchkante an der Hinterkopfseite dürfte der Ansatz am Schaft gewesen sein.

Namensgebend für diesen Kelchglastyp waren die gedrehten und verschlungenen Glasstangen beidseitig eines dünnen Schaftes, mitunter noch mit farbigen Fadeneinlagen zu unterschiedlichen Mustern gewunden oder mit gekniffenen und gerasterten Auflagen versehen, mit breitem Tellerfuß und unter einer trichterförmigen, zarten Kuppa. Sie kamen im 17. Jahrhundert in Murano erstmalig auf. Auch als "Flügelgläser" bezeichnet fertigten lediglich jene Hütten nördlich der Alpen derart aufwendig gefertigte, fragile Gläser, die à la façon de Venise arbeiteten. Der überwiegende Anteil überlieferter Exemplare stammt aus den Niederlanden und datiert ins 17. bis frühe 18. Jahrhundert. Große Posten Schlangengläser soll auch die Tambacher Hütte in Thüringen zwischen 1633 und 1639 hergestellt haben (Theuerkauff-Liederwald, Venezianisches Glas, 1994, S. 331).
Dieses Fragment eines solchen plastischen Schaftdekors kam auf dem Areal des Berliner Jagdschlosses Grunewald bei Erdarbeiten zutage. Nicht nur weist es einen naturalistische geformten Schlangenkopf als Gestaltungselement auf, auch ahmen die tordierte Glasfäden die feine Zeichnung der Schlangenhaut nach. Ein intaktes Exemplar mit diesen Merkmalen ist nicht publiziert (Dank für weiterführende Hinweise).

Möglicherweise könnte es sich demnach um ein regionales Erzeugnis handeln, zumal die Einfuhr jeglichen fremden Glases in die Mark Brandenburg seit 1611 per Edikt verboten war (Schmidt, Brandenburgisches Glas, 1914, S. 9). Belege für eine brandenburgische Glasproduktion à la façon de Venise existieren hingegen lediglich für ein kurzes Zeitfenster zwischen 1696 und 1698 am Molkenmarkt in Berlin. Unter der Aufsicht des Venezianers Giovanni Pallada, den Kurfürst Friedrich III. aus Harlem hatte anwerben lassen, soll hier einiges feines Trinkglas entstanden sein (ebenda, S. 108; Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, S. 56). Scherben von Applikation diverser Flügelgläser kamen zudem auf dem Areal der Laborglashütte Johann Kunckels auf der Pfaueninsel in der Havel zutage, die zwischen 1685 und 1688 in Betrieb war (Netzer, Herrliche Künste und Manufacturen, Abb. 7, S. 69; Dauerleihgaben des Museums für Vor- und Frühgeschichte an die SPSG, Inv.-Nr. If 24658/95.1-7).

Verena Wasmuth

Material/Technik

Glas, farblos

Maße

Hauptmaß: Höhe: 6.00 cm Breite: 3.90 cm Tiefe: 2.40 cm

Karte
Hergestellt Hergestellt
1601
Niederlande
Gefunden Gefunden
1975
Freie Universität Berlin
Jagdschloss Grunewald
1600 1979
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei...

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