Um 1850 war die Einwohnerzahl Letschins so angewachsen, dass im Jahre 1860 ein weiteres Schulgebäude gebaut werden musste, eine Mädchenschule in der Sophienthaler Straße. Das damals angelegte und fortgeführte Schülerverzeichnis ist ein Zeugnis dieser Zeit.
Heute wird das Verzeichnis oftmals bei Recherchen zur Ahnen- und Familienforschung verwendet, denn es dokumentiert neben dem Namen des Schülers auch den Namen und Beruf des Vaters. Daher steht es auch wie ein Gewerbeverzeichnis für die Vielfalt der Berufe im Ort.
Der Ort Letschin kann auf eine über 200jährige Geschichte als Schulstandort zurückblicken. Im Jahre 1809 traf zur Unterstützung des Kantors Lohse Pfarrer Johann Friedrich Ludwig Eccius in Letschin ein und er sollte sich als ein wahrer Mitstreiter und Förderer des örtlichen Schulwesens herausstellen. Vorherige Stationen seines Lebensweges bildeten die Arbeit als Pastor in Leipzig und als Diakon an der St. Marienkirche in Frankfurt (O.). Seine Ankunft fiel in die Zeit der preußischen Reformen. Er bemühte sich um Lehrmittel, entwickelte eine Unterrichtsplanung sowie Lernmethoden, sorgte für einen regelmäßigen Schulbesuch der Kinder. Seine Dienstzeit währte von 1809 bis 1843. Letschin erlebte nun einen stetigen Aufschwung im Schulwesen. Steigende Schülerzahlen machten weitere Einstellungen von Lehrern notwendig. Mit der Einstellung weiterer Lehrer und mit der stetigen Entwicklung kann man ab Jahre 1815 vom Schulstandort Letschin sprechen. Nach einem Dorfbrand entstand im Jahre 1811 die Knabenschule.
Als Pfarrer Eccius nach 25 Jahren Dienst Rechenschaft vor seiner Gemeinde ablegte, konnte er auf eine erfolgreiche Bilanz verweisen. In den vier Schulen seines Amtsbereiches unterrichteten zehn Lehrer. Letschin konnte fünf Klassen, Kienitz drei Klassen, Wilhelmsaue und Sophienthal je zwei Klassen vorweisen. Während bei seinem Dienstantritt in den vier Schulen 600 Kinder unterrichtet wurden, stieg die Schülerzahl nach 25 Jahren auf 1300 an.
Im Jahre 1838 entstand ein Lehrerwohnhaus (vier Wohnungen mit je einer Stube und einer Kammer). Die einzige Küche im Hause musste von allen Bewohnern genutzt werden. In dem Gebäude ist heute das Domizil der Letschiner Heimatstuben im „Haus Birkenweg“ und Sitz des Heimatvereins Letschin e. V.
Quelle: Heimatverein Letschin e. V. Chronik Letschin, Band III
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