Neben Bouquets, Blumenfriesen und -girlanden bildeten Blumenkränze die beliebteste Motivwahl der biedermeierlichen Stickereien. Zahlreiche Stickmustervorlagen vieler deutscher und besonders der Berliner Stickmusterverlage boten sie in allen Größen und Blütenkombinationen vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte hinein an. Die reiche Farbnuancierung und die Kombination aus verschiedenen naturalistischen Blüten entspricht früheren Publikationen und läßt auf einen Entstehungszeitpunkt wohl in den zwanziger Jahren schließen. Die Feinheit der Stiche und die Wahl eines Seidenkanevas als Stickgrund verrät die Absicht, in einem kleinen, aber edlen Werk die eigenen Kunstfertigkeiten vorzuführen. Daher und wegen seines intimen Charakters wird es sich um eine private Arbeit handeln. Das Nadelkissen stammt aus dem Schlafzimmer des Kronprinzenpaares (FW IV und Elisabeth), wohl aus dem Handarbeitszeug der Kronprinzessin Elisabeth. Somit liegt die Vermutung nahe, dass es sich entweder um ihre eigene Arbeit oder um ein Geschenk einer ihr nahestehenden Stickerin vom Hof handelt.
Uta-Christiane Bergemann
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