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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Uhren und Musikinstrumente [V 1] Archiv 2021-01-30 17:03:45 Vergleich

Johann Melchior Kambly, Bodenstanduhr mit Flötenwerk, 1763–1769, Inv. Nr. V 1

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1# Johann Melchior Kambly, Bodenstanduhr mit Flötenwerk, 1763–1769, Inv. Nr. V 11# Johann Melchior Kambly, Bodenstanduhr mit Flötenwerk, 1763–1769, Inv. Nr. V 1
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3[Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=67)3[Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg](https://brandenburg.museum-digital.de/institution/67)
4Sammlung: [Uhren und Musikinstrumente](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=sammlung&instnr=67&gesusa=224)4Sammlung: [Uhren und Musikinstrumente](https://brandenburg.museum-digital.de/collection/224)
5Inventarnummer: V 15Inventarnummer: V 1
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7Beschreibung7Beschreibung
8Die Uhr gehört zur Originalausstattung der Blauen Kammer, des Vorzimmers in der Königswohnung im Potsdamer Neuen Palais. Friedrich II. von Preußen bestellte sie bei dem vielseitigen, seit Mitte der 1740er Jahre in Potsdam wirkenden Schweizer Kunsthandwerker Johann Melchior Kambly (1718-1782), Sohn eines Zürcher Uhrmachers. Bei der Rechnungslegung erwähnt Kambly, dass der König selbst den Entwurf zur Uhr genehmigt („approbiert“) hätte, eine Angewohnheit, die Friedrich bei seinen Bauprojekten häufig an den Tag legte. Es zeigt auch, wie die kostbar mit Schildpatt furnierte und mit vergoldetem Zierrat versehene Uhr als Möbelstück, Zeitmesser und mechanischer Musikspielautomat in den Gesamtentwurf der Raumausstattung einbezogen wurde. Die Gestaltung des Gehäuses harmoniert mit der wandfesten Dekoration des Vorzimmers, in dem neben dem Thema der Natur auch das der Tonkunst vorherrscht: Musizierende Putten mit allerlei Instrumenten finden sich sowohl auf der Uhr als auch in der Sockel- und Frieszone der Wände wieder. 8Die Uhr gehört zur Originalausstattung der Blauen Kammer, des Vorzimmers in der Königswohnung im Potsdamer Neuen Palais. Friedrich II. von Preußen bestellte sie bei dem vielseitigen, seit Mitte der 1740er Jahre in Potsdam wirkenden Schweizer Kunsthandwerker Johann Melchior Kambly (1718-1782), Sohn eines Zürcher Uhrmachers. Bei der Rechnungslegung erwähnt Kambly, dass der König selbst den Entwurf zur Uhr genehmigt („approbiert“) hätte, eine Angewohnheit, die Friedrich bei seinen Bauprojekten häufig an den Tag legte. Es zeigt auch, wie die kostbar mit Schildpatt furnierte und mit vergoldetem Zierrat versehene Uhr als Möbelstück, Zeitmesser und mechanischer Musikspielautomat in den Gesamtentwurf der Raumausstattung einbezogen wurde. Die Gestaltung des Gehäuses harmoniert mit der wandfesten Dekoration des Vorzimmers, in dem neben dem Thema der Natur auch das der Tonkunst vorherrscht: Musizierende Putten mit allerlei Instrumenten finden sich sowohl auf der Uhr als auch in der Sockel- und Frieszone der Wände wieder.
9Stilistisch orientiert sich die mit Sockel, Pendelkasten und Kopf dreiteilig aufgebaute Uhr an französischen Möbelentwürfen der Louis XV-Epoche. Eine Eigenart Kamblys bleibt die Dekoration mit lebhaft bewegten Putten, die auch an anderen Möbeln für Friedrich II., wie Uhren oder Eckschränke, zu finden sind. An diesem Gehäuse hielten ursprünglich alle drei Knaben Blasinstrumente, die Flöte (?) des rechten, sich weit zurücklehnenden Kindes ging verloren, ebenso das Gerät in der linken Hand des mittleren Knaben, von dem nur noch der Griff vorhanden ist. Das Horn des links sitzenden Kindes wurde bei einer früheren Restaurierung diesem nicht in die Hand gegeben, sondern – wohl weil man es besser zu befestigen versuchte – unsachgemäß auf den Handrücken geschraubt. Die vordere Tür am Pendelkasten verweist mit ihrer vergoldeten Dekoration aus Tamburin, Oboe und Flöte auf das Musikwerk im Inneren des Gehäuses. Die eingesetzte Walze spielt eine Melodie aus der Oper „Arminio“ von Johann Adolf Hasse (1699-1783). Der gefeierte, von Friedrich II. und Voltaire bewunderte kurfürstlich-sächsische und königlich-polnische Hofkomponist führte die erste Fassung dieses Singspiels 1745 in Dresden auf. Zwei Jahre später kam es in Berlin auf die Bühne. Zur feierlichen Einweihung des Neuen Palais im Juli 1768 wurden zwei Oratorien von Hasse gespielt. (Silke Kiesant)9Stilistisch orientiert sich die mit Sockel, Pendelkasten und Kopf dreiteilig aufgebaute Uhr an französischen Möbelentwürfen der Louis XV-Epoche. Eine Eigenart Kamblys bleibt die Dekoration mit lebhaft bewegten Putten, die auch an anderen Möbeln für Friedrich II., wie Uhren oder Eckschränke, zu finden sind. An diesem Gehäuse hielten ursprünglich alle drei Knaben Blasinstrumente, die Flöte (?) des rechten, sich weit zurücklehnenden Kindes ging verloren, ebenso das Gerät in der linken Hand des mittleren Knaben, von dem nur noch der Griff vorhanden ist. Das Horn des links sitzenden Kindes wurde bei einer früheren Restaurierung diesem nicht in die Hand gegeben, sondern – wohl weil man es besser zu befestigen versuchte – unsachgemäß auf den Handrücken geschraubt. Die vordere Tür am Pendelkasten verweist mit ihrer vergoldeten Dekoration aus Tamburin, Oboe und Flöte auf das Musikwerk im Inneren des Gehäuses. Die eingesetzte Walze spielt eine Melodie aus der Oper „Arminio“ von Johann Adolf Hasse (1699-1783). Der gefeierte, von Friedrich II. und Voltaire bewunderte kurfürstlich-sächsische und königlich-polnische Hofkomponist führte die erste Fassung dieses Singspiels 1745 in Dresden auf. Zwei Jahre später kam es in Berlin auf die Bühne. Zur feierlichen Einweihung des Neuen Palais im Juli 1768 wurden zwei Oratorien von Hasse gespielt. (Silke Kiesant)
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11Beschriftung/Aufschrift11Beschriftung/Aufschrift
18Korpus: Eiche, furniert mit Wacholder/Zeder; Schildpatt, furniert und mit rotem Papier unterlegt; Gelbguss, feuervergoldet; Stahl, z.T. gebläut; Messing; Werkstuhl: vermutlich Weißbuche; Pfeifen: Holz; Blasebalg: Eiche, Leder; Beton (Gewicht), mit Messing ummantelt; Email mit Goldmalerei; Glas; Glassteine; Textil (Seide?); Werk: Stahl, Messing, Holz, Ziegenleder, Darmsaite18Korpus: Eiche, furniert mit Wacholder/Zeder; Schildpatt, furniert und mit rotem Papier unterlegt; Gelbguss, feuervergoldet; Stahl, z.T. gebläut; Messing; Werkstuhl: vermutlich Weißbuche; Pfeifen: Holz; Blasebalg: Eiche, Leder; Beton (Gewicht), mit Messing ummantelt; Email mit Goldmalerei; Glas; Glassteine; Textil (Seide?); Werk: Stahl, Messing, Holz, Ziegenleder, Darmsaite
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20Maße20Maße
21Gehäuse: Höhe 302,5 cm, Breite 77,5 cm, Tiefe 55 cm21Gehäuse: Höhe: 302.50 cm Breite: 77.50 cm Tiefe: 55.00 cm
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23Ausführliche Beschreibung23Ausführliche Beschreibung
24Die meisten Bestandteile der Mechanik sind im Uhrenkopf untergebracht. Das unsignierte Uhrwerk besteht aus einem rechteckigen Vollplatinenwerk aus Messing (H: 19 cm; B: 18 cm; Werkpfeiler-H: 5,88 cm; Platinenstärke: 0,2 cm; Werkpfeiler mit mittlerem, linsenförmigem Ansatz, zu den Platinen schmaler werdend, halblinsenförmige Platinenansätze). Es besitzt Gewichtsantrieb (drei zylindrische Gewichte für Gehwerk, Viertelstunden- und Vollstundenschlagwerk mit Aufzug über lose Rollen sowie ein großes Gewicht als Antrieb für das Musikwerk). Ferner: rückführende Ankerhemmung, Rechenschlagwerk mit Viertelstundenschlag auf zwei Glocken, wobei die Stundenschlagglocke über dem Werk und die Viertelstundenschlagglocke werksrückseitig montiert ist, sowie ein Sekundenpendel mit Federaufhängung. 2006 wurden Pendellinse, Pendelfeder und Linsenführung von Ian D. Fowler rekonstruiert.<br /> 24Die meisten Bestandteile der Mechanik sind im Uhrenkopf untergebracht. Das unsignierte Uhrwerk besteht aus einem rechteckigen Vollplatinenwerk aus Messing (H: 19 cm; B: 18 cm; Werkpfeiler-H: 5,88 cm; Platinenstärke: 0,2 cm; Werkpfeiler mit mittlerem, linsenförmigem Ansatz, zu den Platinen schmaler werdend, halblinsenförmige Platinenansätze). Es besitzt Gewichtsantrieb (drei zylindrische Gewichte für Gehwerk, Viertelstunden- und Vollstundenschlagwerk mit Aufzug über lose Rollen sowie ein großes Gewicht als Antrieb für das Musikwerk). Ferner: rückführende Ankerhemmung, Rechenschlagwerk mit Viertelstundenschlag auf zwei Glocken, wobei die Stundenschlagglocke über dem Werk und die Viertelstundenschlagglocke werksrückseitig montiert ist, sowie ein Sekundenpendel mit Federaufhängung. 2006 wurden Pendellinse, Pendelfeder und Linsenführung von Ian D. Fowler rekonstruiert.
25Das schüsselförmige Emailzifferblatt (D: 33 cm) ist besonders aufwendig gearbeitet: Es besitzt römische Stundenziffern als Fassungen aus vergoldetem Messing, in die geschliffene Steine aus böhmischem Glas eingesetzt sind, und in Gold aufgemalte arabische Fünfminutenziffern, ebenso die Minuterie mit Strichen, die Fünfminuten mit Strich und zwei Punkten. Im Mittelkreis gibt es umlaufend Rocaille-Verzierungen in Goldmalerei sowie drei Aufzugslöcher bei III, VI und IX. Oberhalb der Zeigerwelle befindet sich der Sekundenring mit arabischen Zehnsekundenziffern und Sekundenskala mit Strichen, bei den Fünfsekunden etwas verstärkt – ebenfalls in Goldmalerei. Der Sekundenzeiger besteht aus gebläutem Stahl. Über der VI liegt eine kleine viereckige Aussparung für die Datumsanzeige. Die vergoldeten Messingzeiger sind als Blütenzweige ausgebildet, wobei die Blätter graviert und ziseliert und die Glassteinchen zu Blüten arrangiert sind. Auffällig ist, dass das prächtige Zifferblatt für den vorhandenen Türrahmen zu groß ist: Die gewölbte Glasscheibe überschneidet besonders im unteren Bereich die Fünfminutenzahlen; vor dem darunterliegenden Schallloch wurde ein eigenes flaches Glas angebracht, das mit dem gewölbten verbunden ist. <br /> 25Das schüsselförmige Emailzifferblatt (D: 33 cm) ist besonders aufwendig gearbeitet: Es besitzt römische Stundenziffern als Fassungen aus vergoldetem Messing, in die geschliffene Steine aus böhmischem Glas eingesetzt sind, und in Gold aufgemalte arabische Fünfminutenziffern, ebenso die Minuterie mit Strichen, die Fünfminuten mit Strich und zwei Punkten. Im Mittelkreis gibt es umlaufend Rocaille-Verzierungen in Goldmalerei sowie drei Aufzugslöcher bei III, VI und IX. Oberhalb der Zeigerwelle befindet sich der Sekundenring mit arabischen Zehnsekundenziffern und Sekundenskala mit Strichen, bei den Fünfsekunden etwas verstärkt – ebenfalls in Goldmalerei. Der Sekundenzeiger besteht aus gebläutem Stahl. Über der VI liegt eine kleine viereckige Aussparung für die Datumsanzeige. Die vergoldeten Messingzeiger sind als Blütenzweige ausgebildet, wobei die Blätter graviert und ziseliert und die Glassteinchen zu Blüten arrangiert sind. Auffällig ist, dass das prächtige Zifferblatt für den vorhandenen Türrahmen zu groß ist: Die gewölbte Glasscheibe überschneidet besonders im unteren Bereich die Fünfminutenzahlen; vor dem darunterliegenden Schallloch wurde ein eigenes flaches Glas angebracht, das mit dem gewölbten verbunden ist.
26Das von Carl Ludwig Bauer signierte und 1769 datierte Flötenwerk ist gemeinsam mit dem Uhrwerk auf einem mittig durch den Uhrenkopf verlaufenden hölzernen Werkstuhl (H: 3,8 cm; B: 39,5 cm; T: 37 cm) montiert. Die 26 gedackten Holzpfeifen stehen doppelreihig, davon sind vier, um sie in das Gehäuse einzupassen, rechtwinklig abgeknickt. Zusammen mit den 26 Claves befindet sich die Pfeifenlade auf der Gehäuserückseite, die an dieser Stelle über die Flucht des sonst durchgehenden Rückbretts hinausragt, was möglicherweise auf eine spätere Planänderung bezüglich des Spielwerks hinweist. Vor der Pfeifenlade liegt die mit Messingstiften und -brücken versehene Holzwalze (L: 29 cm; D: 13,5 cm; B Walzenhalterung: 35,5 cm) mit einer viereckigen Achse. Sie wird spiralförmig geführt, um eine längere Spieldauer zu erreichen. Von der linken Gehäuseseite aus lässt sie sich auswechseln. Auf der linken Walzenseite klebt ein mit schwarzer Tinte beschriebenes originales Papierschild mit rudimentär erhaltener Aufschrift: „[Me]l[o]die der Op[er] / Arminio / von Haßen“. Zwei weitere zugehörige Austauschwalzen ohne erhaltene Beschriftung befinden sich im Depot. <br /> 26Das von Carl Ludwig Bauer signierte und 1769 datierte Flötenwerk ist gemeinsam mit dem Uhrwerk auf einem mittig durch den Uhrenkopf verlaufenden hölzernen Werkstuhl (H: 3,8 cm; B: 39,5 cm; T: 37 cm) montiert. Die 26 gedackten Holzpfeifen stehen doppelreihig, davon sind vier, um sie in das Gehäuse einzupassen, rechtwinklig abgeknickt. Zusammen mit den 26 Claves befindet sich die Pfeifenlade auf der Gehäuserückseite, die an dieser Stelle über die Flucht des sonst durchgehenden Rückbretts hinausragt, was möglicherweise auf eine spätere Planänderung bezüglich des Spielwerks hinweist. Vor der Pfeifenlade liegt die mit Messingstiften und -brücken versehene Holzwalze (L: 29 cm; D: 13,5 cm; B Walzenhalterung: 35,5 cm) mit einer viereckigen Achse. Sie wird spiralförmig geführt, um eine längere Spieldauer zu erreichen. Von der linken Gehäuseseite aus lässt sie sich auswechseln. Auf der linken Walzenseite klebt ein mit schwarzer Tinte beschriebenes originales Papierschild mit rudimentär erhaltener Aufschrift: „[Me]l[o]die der Op[er] / Arminio / von Haßen“. Zwei weitere zugehörige Austauschwalzen ohne erhaltene Beschriftung befinden sich im Depot.
27Das Antriebswerk steht um 90° gedreht rechts vom Uhrwerk. Das rechteckige Vollplatinenwerk aus Messing (H: 22,5 cm; B inkl. Walzenhalterung: 28 cm; T: 6 cm; Platinenstärke: 0,55 cm) ist stabwerksförmig angeordnet. Der Windfang mit eckigen Flügeln befindet sich hinter dem Antriebswerk. Der Blasebalg mit einem Magazin- und zwei Arbeitsbälgen liegt unter dem Werkstuhl. Die Auslösung des Spielwerks erfolgt derzeit separat über die rechte Seite, da die ursprüngliche Verbindung mit dem Uhrwerk nicht mehr vorhanden ist.<br /> 27Das Antriebswerk steht um 90° gedreht rechts vom Uhrwerk. Das rechteckige Vollplatinenwerk aus Messing (H: 22,5 cm; B inkl. Walzenhalterung: 28 cm; T: 6 cm; Platinenstärke: 0,55 cm) ist stabwerksförmig angeordnet. Der Windfang mit eckigen Flügeln befindet sich hinter dem Antriebswerk. Der Blasebalg mit einem Magazin- und zwei Arbeitsbälgen liegt unter dem Werkstuhl. Die Auslösung des Spielwerks erfolgt derzeit separat über die rechte Seite, da die ursprüngliche Verbindung mit dem Uhrwerk nicht mehr vorhanden ist.
28Mehrere, jetzt ungebrauchte Löcher im Rahmen des Spielwerks deuten auf eine spätere Veränderung des ursprünglich beabsichtigten Plans hin. Möglicherweise war zunächst an ein anderes Werk gedacht worden, was auch die rückseitige Erweiterung des Uhrenkopfes für die Pfeifenlade und das zu große Zifferblatt erklären würde. An einem Stahlwinkel auf der unteren Seite des Werkstuhls gibt es noch schwache Reste einer später mit der Feile entfernten Signatur, die mit dem Großbuchstaben F begann (Beobachtung des Restaurators Ian D. Fowler, 2006). Möglicherweise deutet sie auf den Potsdamer Hofuhrmacher Johann Rudolph Fischer hin, der ebenfalls Spezialist für Musikuhren war und mehrfach mit Kambly zusammenarbeitete. Dass es eine Planänderung gegeben haben muss, die die konstruktiven Ungereimtheiten erklärt, bezeugt auch die Tatsache, dass Kambly schon 1764 aus der königlichen Schatulle seinen Lohn für diese Uhr erhielt, das Flötenwerk an Bauer aber erst im Mai 1769 bezahlt wurde. Bauer fügte seiner Signatur die Bezeichnung „No. 1“ hinzu, das heißt, er plante oder arbeitete schon an weiteren Spielwerken. Tatsächlich bewahrt die Eremitage in St. Petersburg eine imposante, typisch Berliner Bodenstanduhr mit geschnitztem und reich vergoldetem, teilweise versilbertem Gehäuse, im Inneren ein ebenfalls von „Carl Ludewig Bauer Fec: Berlin 1771“ bezeichnetes Flötenwerk. Sie gelangte vermutlich im Zusammenhang einer diplomatischen Reise des Prinzen Heinrich von Preußen als Präsent nach Russland. Die heute nicht mehr vollständig erhaltene Mechanik enthält noch eine innen hohle Holzwalze mit einem Musikstück von Johann Philipp Kirnberger (1721-1783). Die Pfeifenlade ist für 27 (gedackte) Pfeifen ausgelegt. Die so beschenkte Zarin Katharina II. soll 1784 eine weitere Uhr mit einem Musikwerk von Bauer erworben haben.<br /> 28Mehrere, jetzt ungebrauchte Löcher im Rahmen des Spielwerks deuten auf eine spätere Veränderung des ursprünglich beabsichtigten Plans hin. Möglicherweise war zunächst an ein anderes Werk gedacht worden, was auch die rückseitige Erweiterung des Uhrenkopfes für die Pfeifenlade und das zu große Zifferblatt erklären würde. An einem Stahlwinkel auf der unteren Seite des Werkstuhls gibt es noch schwache Reste einer später mit der Feile entfernten Signatur, die mit dem Großbuchstaben F begann (Beobachtung des Restaurators Ian D. Fowler, 2006). Möglicherweise deutet sie auf den Potsdamer Hofuhrmacher Johann Rudolph Fischer hin, der ebenfalls Spezialist für Musikuhren war und mehrfach mit Kambly zusammenarbeitete. Dass es eine Planänderung gegeben haben muss, die die konstruktiven Ungereimtheiten erklärt, bezeugt auch die Tatsache, dass Kambly schon 1764 aus der königlichen Schatulle seinen Lohn für diese Uhr erhielt, das Flötenwerk an Bauer aber erst im Mai 1769 bezahlt wurde. Bauer fügte seiner Signatur die Bezeichnung „No. 1“ hinzu, das heißt, er plante oder arbeitete schon an weiteren Spielwerken. Tatsächlich bewahrt die Eremitage in St. Petersburg eine imposante, typisch Berliner Bodenstanduhr mit geschnitztem und reich vergoldetem, teilweise versilbertem Gehäuse, im Inneren ein ebenfalls von „Carl Ludewig Bauer Fec: Berlin 1771“ bezeichnetes Flötenwerk. Sie gelangte vermutlich im Zusammenhang einer diplomatischen Reise des Prinzen Heinrich von Preußen als Präsent nach Russland. Die heute nicht mehr vollständig erhaltene Mechanik enthält noch eine innen hohle Holzwalze mit einem Musikstück von Johann Philipp Kirnberger (1721-1783). Die Pfeifenlade ist für 27 (gedackte) Pfeifen ausgelegt. Die so beschenkte Zarin Katharina II. soll 1784 eine weitere Uhr mit einem Musikwerk von Bauer erworben haben.
29Das für Friedrich II. konstruierte Flötenwerk „No. 1“ dieses virtuosen Mechanikers und Hofbediensteten erregte ein solches Aufsehen, dass sogar die Berlinische Privilegierte Zeitung am 6. Mai 1769 darüber berichtete: „Se. Majestät, der König, haben eine Uhr von der Erfindung des Herrn Kastellan Bauer erhalten, welche, wenn sie spielet, selbst Kenner nicht von zwey blasenden Flötravertisten unterscheiden können. Die bisherigen Uhren von dieser Art hatten immer den Fehler, dass sie entweder wie eine Drehorgel, oder, wenn sie recht gut gewesen sind, wie ein Positiv klangen. Sr. Majestät haben die Bauersche Uhr selbst gehört und Ihre große Zufriedenheit auf das gnädigste geäußert und besagtes Werk in eines Ihrer Zimmer auf dem neuen Schlosse stelen lassen.“ Diese Quelle ist ein seltenes Dokument zur Rezeption von Berliner Prunkuhren in den preußischen Schlössern zur Zeit Friedrichs II. (Silke Kiesant)29Das für Friedrich II. konstruierte Flötenwerk „No. 1“ dieses virtuosen Mechanikers und Hofbediensteten erregte ein solches Aufsehen, dass sogar die Berlinische Privilegierte Zeitung am 6. Mai 1769 darüber berichtete: „Se. Majestät, der König, haben eine Uhr von der Erfindung des Herrn Kastellan Bauer erhalten, welche, wenn sie spielet, selbst Kenner nicht von zwey blasenden Flötravertisten unterscheiden können. Die bisherigen Uhren von dieser Art hatten immer den Fehler, dass sie entweder wie eine Drehorgel, oder, wenn sie recht gut gewesen sind, wie ein Positiv klangen. Sr. Majestät haben die Bauersche Uhr selbst gehört und Ihre große Zufriedenheit auf das gnädigste geäußert und besagtes Werk in eines Ihrer Zimmer auf dem neuen Schlosse stelen lassen.“ Diese Quelle ist ein seltenes Dokument zur Rezeption von Berliner Prunkuhren in den preußischen Schlössern zur Zeit Friedrichs II. (Silke Kiesant)
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34- Hergestellt ...34- Hergestellt ...
35 + wer: [Johann Rudolph Fischer (1713-1778)](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=people&id=40638) [wahrsch.]35 + wer: [Johann Rudolph Fischer (1713-1778)](https://brandenburg.museum-digital.de/people/40638) [wahrsch.]
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37- Hergestellt ...37- Hergestellt ...
38 + wer: [Carl Ludwig Bauer (Mechaniker)](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=people&id=40980)38 + wer: [Carl Ludwig Bauer (Mechaniker)](https://brandenburg.museum-digital.de/people/40980)
39 + wann: 176939 + wann: 1769
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41- Hergestellt ...41- Hergestellt ...
42 + wer: [Johann Melchior Kambly (1718-1782)](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=people&id=31339)42 + wer: [Johann Melchior Kambly (1718-1782)](https://brandenburg.museum-digital.de/people/31339)
43 + wann: 176443 + wann: 1764
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45- Geistige Schöpfung ...45- Geistige Schöpfung ...
46 + wer: [Johann Adolph Hasse (1699-1783)](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=people&id=152792)46 + wer: [Johann Adolf Hasse (1699-1783)](https://brandenburg.museum-digital.de/people/120314)
47 + wann: 174547 + wann: 1745
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49- Besessen ...49- Besessen ...
50 + wer: [Friedrich II. von Preußen (1712-1786)](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=people&id=587)50 + wer: [Friedrich II. von Preußen (1712-1786)](https://brandenburg.museum-digital.de/people/587)
51 + wann: 176451 + wann: 1764
52 + wo: [Potsdam](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=113)52 + wo: [Potsdam](https://brandenburg.museum-digital.de/oak?ort_id=113)
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54- Restauriert ...54- Restauriert ...
55 + wer: [Ian D. Fowler](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=people&id=152676)55 + wer: [Ian D. Fowler](https://brandenburg.museum-digital.de/people/152676)
56 + wann: 200656 + wann: 2006
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64- [Bodenstanduhr](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=5856)64- [Bodenstanduhr](https://brandenburg.museum-digital.de/tag/5856)
65- [Flötenuhr](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=10224)65- [Flötenuhr](https://brandenburg.museum-digital.de/tag/10224)
66- [Mechanisches Musikinstrument](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=19304)66- [Mechanisches Musikinstrument](https://brandenburg.museum-digital.de/tag/19304)
67- [Musikspieluhr](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=90041)67- [Musikspieluhr](https://brandenburg.museum-digital.de/tag/90041)
68- [Uhr](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=1331)68- [Uhr](https://brandenburg.museum-digital.de/tag/1331)
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73Stand der Information: 2021-01-30 17:03:4573Stand der Information: 2023-06-13 02:09:39
74[CC0 @ Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg](https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)74[CC0 @ Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg](https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)
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Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei...

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