Kännchen aus farblosem Glas, die Oberfläche inklusive der Boden mit zahlreichen Vertiefungen strukturiert durch Einblasen in ein gebauchtes Model mit sich verjüngendem Hals, dreiseitig mit dem Knickeisen gewellte Auflagen aus grünem Glases, dann durch Bedampfen mit verschiedenen Metalloxiden irisiert. Versehen mit einer schlichten Montierung aus vernickeltem Weißmetall am Mündungsrand aus Manschette, Ausguss, zartem Henkel und aufklappbarem Deckel mit einfachem Spitzknauf.
Dieser Dekor wurde 1903 unter dem Titel "Nautilus" von der Glasmanufaktur Joh. Loetz Witwe im böhmischen Klostermühle (heute Klášterský Mlýn) entwickelt und vielfältig eingesetzt. Überliefert sind Vasen unterschiedlicher Form, Schalen und Kännchen. Die Oberfläche mit ihren unregelmäßigen Vertiefungen ist als "Martelé-Dekor" von Loetz bekannt. Der Begriff Martelé ist vom französischen Verb "marteler" (hämmern) abgeleitet. Normalerweise ist ein Hammer das Letzte, woran man bei der Veredelung von Glas denken möchte, dennoch soll die Oberflächenstruktur gehämmertes Metall imitieren. Eindrucksvoll harmoniert diese Textur mit der Irisierung: Das Licht wird von den asymmetrischen Vertiefungen zurückgeworfen und maximiert das Schillern, wodurch die Illusion von gehämmertem Metall verstärkt wird. Wie das Kännchen in den Museumsbestand gelangte, ist nicht dokumentiert. [Verena Wasmuth]
de