Glaskugel, hüttentechnisch gefertigt, mit Bläselung durch Hinzugabe von sehr wenig organischer Asche.
Die Kugel ist als eine Erinnerungskugel im Kontext einer "Kristallbestattung" zu werten. Menschen, die um Angehörige oder verstorbene Haustiere trauern, können sich ein derartiges Erinnerungsobjekt im Zuge einer sich verändernden Bestattungskultur im Rahmen der gesetztlichen Möglichkeiten in einem Glasstudio fertigen lassen.
Das Objekt kann gezeigt werden in der Sonderausstellung "Macht der Gefühle", die Emotion "Trauer" vertretend.
Objektgruppentext in der Austellung "Mächtige Gefühle", 2022:
Trauer – «Seelischer Schmerz»
Der tiefe Verlustschmerz der Trauer scheint ein persönliches
Gefühl zu sein. Trauerformen sind aber zeit- und kultur-
gebunden und insofern auch gesellschaftlich und politisch
durchdrungen. In einen Grenzbereich zwischen
privat und öffentlich mögen Erinnerungsbücher gehören,
die an im 1. Weltkrieg getötete Angehörige erinnern sollten.
Der sowjetische Ehrenfriedhof in Baruth ist dagegen
ein öffentlicher und politisierter Ort der Trauer: Es wird
dort etwa 1200 im Jahr 1945 getöteter sowjetischer Soldaten
gedacht. Nach 1990 ergänzte man in Baruth und seinen
12 Dörfern die Ehrenmale aus dem 1. Weltkrieg mit Platten
im Gedenken an die im 2. Weltkrieg Gefallenen. Zwei Gläser
unserer Sammlung zeugen vom Wandel der Trauerkultur.
Die Urne aus handwerklich mundgeblasenem Glas steht
für die Zunahme der Feuerbestattung und die Individuali-
sierung der Begräbnisriten. Ein so genanntes Erinnerungs-
kristall andererseits soll durch die Einbindung von einer Spur
menschlicher Asche in einem Glaskörper Angehörigen eine
Trauerarbeit auch außerhalb der Friedhöfe ermöglichen.
1 Gedenktafel für russische Soldaten, um 1950; 2 Armreif aus
«Giftflasche», Bernhard Schobinger, um 2012; 3 «Erinnerungskristall»,
2019; 4 Glas-Urne, Bayern, um 2010; 5 Gedenkbuch für Fritz Abs
(1894-1915), 1936
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