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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Textil [IX 1137]
Vigne, Charles (Manufaktur): Tapisserie "Kartenspielende Gesellschaft", Folge Italienische Komödie, Berlin, um 1745, IX 1137. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Pfauder, Wolfgang (2021) (CC BY-NC-SA)
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Tapisserie "Kartenspielende Gesellschaft", Folge Italienische Komödie

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Beschreibung

Der Bildteppich "Kartenspielende Gesellschaft" gehört zu der Serie "Italienische Komödie", die um 1745 in der Berliner Manufaktur Charles Vigne angefertigt wurde. Drei Personen sitzen um einen mit einem Teppich bedeckten Tisch und spielen Karten. Zwei stehende Figuren beobachten das Spiel. Es sind bisher keine Vorbilder für die Figurenkomposition bekannt geworden.

Allen Tapisserien der Serie ist gemeinsam, dass die meist aus der französischen Malerei übernommenen Figuren der Commedia dell’arte auf einer Bühne agieren. Die Kulisse bildet ein architektonisch-formaler Barockgarten, teilweise mit Broderieparterres, Bosketten, Orangenbäumen, Pavillons und Treillagen, der von der Bühne im Vordergrund des Bildes abgegrenzt ist. Hier treten die Komödianten auf, umrahmt von einer Bogenstellung mit herabhängenden Blumengirlanden.

Welcher Künstler die Stiche nach Antoine Watteau, Nicolas Lancret oder Jean-Baptiste Pater jeweils in eine Vorlage für die Tapisserie-Wirker, den sogenannten Karton, umwandelte, ist nicht belegt. Möglicherweise könnte Antoine Pesne die Kartons für die ganze Serie angefertigt haben, weil in schriftlichen Quellen Wandteppichentwürfe ähnlichen Themas von Pesne für den Würzburger Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn erwähnt sind (abgedruckt bei Heinrich Göbel: Wandteppiche, Teil 3, Die germanischen und slawischen Länder, Band 1, Deutschland einschließlich Schweiz und Elsass (Mittelalter), Süddeutschland (16. bis 18. Jahrhundert). Leipzig 1933, S. 306). Stilistische Gründe sprechen jedoch dagegen. Pesne hätte vermutlich die französischen Vorbilder in eigene Bilderfindungen umgewandelt.

Die Folge wurde erst 1762 aus den Beständen der damals im Niedergang begriffenen Manufaktur Vigne für das Schloss Charlottenburg erworben. Die Plünderungen des Schlosses durch russische und österreichische Truppen im Oktober 1760 hatten zum Verlust der ehemals französischen Tapisserien in den beiden Vorzimmern der Paradekammern Friedrichs I. geführt. Durch den Ankauf vorhandener Bildteppiche aus Vignes Lagerbeständen ermöglichte man eine schnelle Wiederherstellung der Räume in Charlottenburg mit Tapisserien. Damit behielt man die Art der Wandverkleidung bei, die hier seit dem frühen 18. Jahrhundert unter Friedrich I. tradiert war, obwohl sie schon lange unmodern geworden war. Dass aus dem Angebot der Vigneschen Manufaktur ausgerechnet die Folge „Italienische Komödie“ ausgewählt wurde, könnte ganz pragmatisch an der passenden Größe für die Räume gelegen haben. Möglich wäre aber auch, dass die Übereinstimmung der in den Tapisserien dargestellten formalen Gärten mit dem realen Schlosspark direkt vor den Fenstern der Paradekammern in Charlottenburg für die Auswahl entscheidend war.

Die Tapisserie "Kartenspielende Gesellschaft" hängt in der Ersten Hautelisse-Kammer (Erstes Vorzimmer, R.103) der Paradekammern im Mittelbau des Schlosses Charlottenburg (Altes Schloss). Seit dem frühen 19. Jahrhundert hat es in diesem Raum mehrere Umgestaltungen gegeben, so dass nur noch schwer zu rekapitulieren ist, welche der heute hier gezeigten Bildteppiche der Italienischen Komödie von Anfang an in diesem Raum vorhanden waren. Von den sieben Stücken der Serie in den Beständen der SPSG werden heute sechs in der Ersten und Zweiten Hautelisse-Kammer gezeigt.

Susanne Evers (2021)

Material/Technik

Wolle und Seide, gewirkt (Hautelisse)

Maße

Hauptmaß: Höhe: 318.00 cm Breite: 310.00 cm

Literatur

  • Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Schloss Charlottenburg, bearb. v. Margarete Kühn, 2 Bde., Berlin 1970. , S. 37-38, Abb. 34
  • Evers, SusanneTapisserien mit "Watteau'schen Figuren" aus der Berliner Manufaktur Charles Vigne, in: Antoine Watteau. Kunst - Markt - Gewerbe, hrsg. v. Franziska Windt / Eva Wollschläger, Ausstellung, Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 2021 / 2022, München 2021, S. 234-249, S. 234-249.
  • Göbel, HeinrichWandteppiche, Teil 3, Die Germanischen und slawischen Länder, Bd. 2, West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen, Leipzig 1934. , S. 85-90 und 292
  • Heinz, DoraEuropäische Tapisseriekunst des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Geschichte ihrer Produktionsstätten und ihrer künstlerischen Zielsetzungen, Wien 1995. , S. 325
  • Huth, HansZur Geschichte der Berliner Wirkteppiche, in: Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen, Bd. 56, Berlin 1935, Berlin 1935, S.80-99, S.93-99.
  • Rumpf, Johann Daniel FriedrichBeschreibung der aeussern und innern Merkwürdigkeiten der Königlichen Schlösser in Berlin, Charlottenburg, Schönhausen, in und bey Potsdam. Ein Handbuch für Fremde und Einheimische, Berlin 1794. , S. 253
  • Schmitz, HermannBildteppiche. Geschichte der Gobelinwirkerei, Berlin [1919]. , S. 168
  • Seidel, PaulDie Herstellung von Wandteppichen in Berlin, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Bd. 12, Berlin 1891, S. 137-155, 193-206, S. 195-206.
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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