Halb auf einen teppichverhangenen Tisch gelehnt, die Arme nachdenklich verschränkt und das Kinn in die Hand gestützt, blickt der Künstler auf einen dem Betrachter verborgenen Punkt - möglicherweise auf einen Spiegel, der allein ihm sichtbar ist. Hinter ihm ruht eine Löwenfigur, im Hintergrund und gleichzeitig im Mittelpunkt einer Dreieckskonstellation aus Künstler - Skulptur - Staffelei, steht eine Venus. Sie nimmt die Armbewegung des Künstlers auf und leitet über zu dessen Arbeitsobjekt, einer melancholisch gestimmten mythologischen Szene. Deren Protagonisten vollenden den Kreis der Nachdenklichkeit, Abwehr oder Trauer suggerierenden Armbewegung. Ein blaues, elegant über einen Stuhl drapiertes blaues Tuch nimmt den Faltenwurf des die Szene im Hintergrund beschließenden roten Vorhangs auf. Die Exotik des Löwen, die Grazie der antiken Venus, die Schriftrolle in der linken, die Feder in der rechten Hand des Künstlers sowie die christlich konnotierte Farbigkeit der Stoffe verweisen auf die umfassende Bildung des Malers. Er hält inne, gleichzeitig animiert er den Betrachter mit seinem hintersinnigen, ausweichenden Blick. Das Bild steckt voller Zitate, die Freyhoff den Betrachter auffordert zu entschlüsseln. Ein weiteres Gemälde befindet sich im Raum. Es verdeckt eine Lichtquelle und spendet doch Helligkeit. Am unteren Rande des gerahmten Werkes meint man eine Halbfigur mit aufgestütztem Arm zu erkennen - möglicherweise handelt es sich um einen der berühmtesten Engel der Kunstgeschichte, den das Idol der heute als romantisch bezeichneten Künstler entworfen hatte - Raffael.
Von diesem Selbstbildnis gibt es zwei Versionen, diese signierte aus dem Potsdam Museum sowie eine weitere, nicht signierte, die vor einer Weile im Kunsthandel angeboten wurde. Es ist nicht bekannt, welches Bild zuerst entstand. Das Exemplar aus dem Potsdam Museum gehört zum Altbestand (vor 1945). Wann genau es ans Haus kam, ist nicht überliefert. [Uta Kumlehn]
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