Die Deckeldose aus Bleikristall steht für die Produktion der Annahütte. Die Dose ist tiefgeschliffen und formgeblasen. Der Deckel weist einen Obelisk-artigen Abschluss auf. Die überladenen Schliffdekore eines typischen Produktes des VEB Annahütte (Kombinat Lausitzer Glas) kontrastieren mit den typisierten Arbeiterhäusern und ihrem reduzierten Bauschmuck.
Die enge Verbindung zwischen Glaswerk und Siedlung wird in einem Schreiben des Betriebsrates an Ministerpräsident Stolpe aus dem Jahr 1990 deutlich: „Im Interesse des Erhalts der [291] Arbeitsplätze bitten wir Sie, Herr Ministerpräsident Stolpe, bei der Treuhandanstalt, Niederlassung Cottbus, Ihren Einfluss geltend zu machen. Mit der Schließung des Unternehmens ist auch der Ort Annahütte gestorben.“
Deckeldose aus Bleikristall. Glaswerk Annahütte, um 1980. Tiefgeschliffen, formgeblasen. Deckel mit Obelisk-artigem Abschluss. Schliffdekore linear und rautenförmig. Leihgabe aus Annahütte.
Arbeitstext zur Werksiedlung Wildau der Sonderausstellung "Werksiedlungen" (Glashütte 2021):
Annahütte – Glasarbeitersiedlung und Kolonie Zeche Heye
Architekt: unbekannter Baumeister, Heye AG, 1884
Die Arbeiterkolonie Annahütte entstand auf Initiative des Glasfabrikanten Theodor Heye, der die seit 1870 bestehende gleichnamige Glasfabrik gekauft hatte. Für die Glasarbeiter, aber auch für Bergleute der Braunkohlen-Zeche sowie die Arbeiter der Heyeschen Brikettfabrik fanden sich in 38 Häusern 103 Wohnungen. Zur Siedlung gehörte ein Arzthaus, eine Post, eine Apotheke, eine Schule sowie ein Konsum-Verein. 1905 „krönte Heye sein Siedlungswerk mit der Stiftung einer reich ausgestatten Kirche“. Beamtenhäuser stehen außerhalb der strengen Blockbebauung in graugelbem Klinker.
Streng typisierte eingeschossige Zwei- und Vierfamilienhäuser stehen in den getrennten Bereichen der Glaswerksiedlung und der Zechenkolonie. „Der Duktus strengster Wirtschaftlichkeit gibt dem Ensemble heute seine besonderen kulturhistorischen Zeugniswert, weshalb die Siedlungen der Annahütte unter Denkmalschutz stehen.“ Durch die Stilllegung des Glaswerkes bereits 1990 kam es zu Abwanderung und Leerstand.
Einwohnerentwicklung
1875: 435; 1890: 832; 1910: 2757; 1925: 3242; 1939: 3178; 1946: 3401; 1964: 2740; 1989: 1563; 1994: 1230; 2000: 1161
en