Kelch aus farblosem Glas, der massive Rundfuß steigt direkt in einen leicht konkaven Schaft auf, längs facettiert, angesetzt über einer Ringscheibe eine hohe, sich konisch öffnende Kuppa mit Eisboden. Die Schauseite der Wandung ist mit einem Schild in polychromer Emailbemalung und Vergoldung dekoriert. Darauf dargestellt ist eine Leier mit Schwert zwischen einem gekreuzten Lorbeer- und Eichenzweig; darüber die Widmung "Den Sängern des Vaterlands", darunter die Jahreszahl "1814", Mündungsrand verwärmt.
Die Aufschrift verweist auf das politische Lied "Des Deutschen Vaterland", das Ernst Moritz Arndt 1813 vor der Völkerschlacht bei Leipzig verfasste und das anlässlich des Sieges über Napoleon und des Einmarsches von Blüchers Truppen in Paris 1814 erstmals in Berlin aufgeführt wurde. Es stieg insbesondere bei den Burschen- und Turnerschaften zur patriotischen Hymne auf; in diesen Kontext ist der Kelch einzuordnen. Er erinnert der Form nach an überlieferte Beispiele aus der schlesischen Glashütte Wessola, die allerdings meist eine quadratische Plinthe aufweisen sowie aufgrund der dort eingeführten Kohlefeuerung eine bläulich-graustichige Glasmasse (hier nicht erkennbar). Ein Hersteller lässt sich nicht ohne Vorbehalt benennen.
Museum Neuruppin, ehem. Sammlungen Zieten (Nr. 604c). Kriegsverlust 1945.
Foto: Erwin Schreyer (1943)
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