Der niederländische Maler Govert Flinck gehörte in den 1630er Jahren zu den Schülern Rembrandts in Amsterdam. Das 1652 entstandene Gemälde „Venus und Amor“ fällt bereits in eine Schaffensphase, in der sich Flinck vom zunächst prägenden künstlerischen Stil seines Lehrers gelöst hatte. Nunmehr orientierte er sich in Bezug auf das Kolorit und den Pinselduktus an Werken italienischer und flämischer Kollegen und adaptierte hiermit einen Stil, der sowohl am Haager-, als auch am Berliner Hof sehr geschätzt war. Thematische und kompositorische Vorbilder Flincks für die Historiendarstellung von „Venus und Amor“ waren Darstellungen der schlafenden Venus von der Hand der italienischen Renaissancemeister Giorgione und Tizian. Ebenso wie deren Werke zeigt das Gemälde von Flinck eine liegende Venus als Akt vor Landschaftshintergrund. Der Künstler band die Darstellung der Venus in einen erweiterten, erzählerischen Kontext ein, der sich auf die Geschichte von Venus und Amor in den „Metamorphosen“ des Ovid zu beziehen scheint. Eine Unterhaltung zwischen Venus und Amor andeutend, zeigt Flinck den kleinen Liebesgott beim Spannen seines Bogens, mit dem er einen Liebespfeil verschießen will. Venus deutet mit ihrem ausgestreckten linken Arm weit in die Landschaft, wo sich im Hintergrund ein Jäger mit Lanze bewegt – Adonis, das Objekt ihrer Begierde.
Die Darstellung Flincks gehörte zu den qualitätvollen Werken aus der Sammlung des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688). Seine Herkunft wird durch einen Reproduktionsstich des Kupferstechers Johann Gottfried Bartsch bezeugt, der spätestens seit 1683 am kurfürstlichen Hof tätig war und einzelne Gemälde der kurfürstlichen Sammlung im Medium der Graphik reproduzierte. Der in Kleve geborene Govert Flinck hatte seit 1648 verschiedene Aufträge des Kurfürsten ausgeführt, darunter dessen Bildnis aus dem Jahr 1652 (GK I 997), eine Allegorie auf die Geburt und den Tod des Kurprinzen Wilhelm Heinrich (GK I 5249), sowie einige Historiendarstellungen.
Spätestens seit dem 18. Jahrhundert hing das Gemälde im Berliner Schloss, seit 1789 im Neuen Palais in Potsdam und im 19. Jahrhundert erneut im Berliner Schloss.Heute wird das Gemälde im Schloss Oranienburg gezeigt.
Dr. Alexandra Nina Bauer
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