Das Kanapee ist eines von einem Paar weiß gefasster und teils vergoldeter, mit lila Damast bezogener Sitzmöbel. Sie stehen im vorderen und hinteren Teil des Elfenbeinzimmers im Orangerieschloss von Sanssouci in Potsdam. Die Gestelle gleichen den übrigen Sitzmöbeln des Elfenbein-Zimmers und erinnern an friderizianische Vorbilder. Sie verzichten auf die bei Neorokokomobiliar aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sonst häufig anzutreffenden neuen Formenerfindungen in der Sitz- und Lehnengestaltung, die mitunter sehr kapriziös ausfallen konnten. Doch trotz der Anlehnung an historisches Mobiliar der Zeit um 1750/1760 sind die trockene, wenig fließende Art der stilisierten Rocailles, die scharfkantigen, sich vom Ornament ablösenden C-förmigen Spangen mit ihren naturalistischen Einsprengseln, darüber hinaus aber auch Merkmale der Gestellkonstruktion deutliche Belege für ihre Entstehung um 1859. Während im Grünen Schlafzimmer oder dem Malachit-Zimmer auch originale friderizianische Sitzmöbel verwendet wurden, die als formaler Ausgangspunkt für die weiteren Stücke dienten, sind die Kanapees, Fauteuils, Stühle und Tabourets im Elfenbein-Zimmer alle aus einem Guss und stilistisch gesehen den Originalen nahe Vertreter des Neorokoko. Sie entstammen sicher auch ein und derselben - unbekannten - Werkstatt in Potsdam oder Berlin.
Jörg Meiner / Henriette Graf
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