Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war Inge L. zwölf Jahre alt und lebte mit ihrem Vater und ihrer Stiefmutter in Crossen (heute Krosno Odrzańskie, Polen). Angehalten durch ihre Stiefmutter begann sie am 1. September 1939 ein »Kriegstagebuch« zu führen, dass sie bis zum 19. April 1945 fortsetzte. Dafür schrieb sie aus der Presse die nationalsozialistische Propaganda ab und illustrierte ihre Einträge mit Zeitungsartikeln. Persönliche Kommentare oder Einträge fehlen. Insgesamt entstanden 14 solcher Hefte. Am 12. September 1940, als der Tischlermeister Gustav Kegel aus Rohrbeck seine Bleistiftnotiz auf die Kellertür schrieb, notierte Inge L. in Crossen:
»Neue entschlossene Vergeltungsangriffe auf London. Neue Verbrechen der britischen Nachtpiraten forderten in Norddeutschland 14 Tote und 41 Verletzte. 1 Zerstörer, 6 Handelsschiffe wurden in Brand geworfen. Ein U-Boot versenkte 40.000 BRT aus feindlichem Geleitzug. 1 Handelsschiff (7000 BRT) wurde versenkt. Der Feind verlor 80 Flugzeuge. 20 eigene werden vermißt.«
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