Die vor 1757 vom italienischen Bildhauer Felice Cocci aus Marmor geschaffene „Allegorie der Tugend“ am östlichen Galerieflügel der Bildergalerie im Park Sanssouci geht auf einen Entwurf des Bildhauers Johann Peter Benkert zurück. Der weiblichen Figur sind mehrere Attribute beigegeben, die eine eindeutige allegorische Interpretation erschweren, sodass die Figur früher als „Allegorie der Wahrheit nach langer Zeit“ gedeutet worden ist. An ihrem Gewand ist das Sonnensymbol angebracht, Lorbeer bekränzt ihren Kopf, in der rechten Hand hält sie eine Schlange, und ihr linker Fuß ruht auf einer Schildkröte.
Maßgeblich inspiriert wurde die Pose der Gestalt durch eine Darstellung der „Verità“ in Cesare Ripas (1555-1622) ikonographischem Werk „Iconologia“. Die daraus folgende Interpretation als Tugend wird bestärkt durch die Sonnen-Applikation auf dem Gewand der Figur. Für Keuschheit und Standfestigkeit stehen zusätzlich die Säule und die Schildkröte, deren fester Panzer seit der Antike mit Enthaltsamkeit und Standhaftigkeit assoziiert wurde.
Cocci schuf zwei weitere Skulpturen für das Figurenprogramm der ab 1755 erbauten Bildergalerie. Von ihm entworfen und in Marmor ausgeführt wurden die „Allegorie der Nachahmung“ sowie die „Allegorie der Phantasie“, die beide ebenfalls am östlichen Galerieflügel aufgestellt worden waren.
Franziska Ratajczak
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