Neunseitiger Laternenkörper; Gestell aus gewinkelten Leisten, die Leistenkanten zu den Glasflächen und zur Unterseite des Laternenkörpers in der Silhouette eines Astragals geformt; die waagerechten Leisten in der Flucht der Rundungen lünettenförmig durchbrochen; untere Öffnung mit Blendschutz aus weißer Seide geschlossen; über jeder Seitenfläche diagonal gekreuzte Rundstäbe mit Einkerbungen, Schnittpunkt jeweils mit einem durchbrochenen Vierblatt bedeckt; obere Kanten des Laternenkörpers mit 6 durchbrochenen Palmetten besetzt, die zwei unterschiedliche, alternierende Typen bilden: 3 größere, jeweils axial über einer Laternenseite sitzend und zu den Seiten Blätter aussendend, 3 kleinere ohne seitliche Blätter über den Kanten zwischen zwei Laternenseiten; diese überfangen von mehrfach gebogenen Spangen, die über dem Zentrum des Laternenkörpers zusammentreffen und einen Laternenaufsatz mit doppelt eingeschnürter Kontur bilden; die Spangen nach außen durch aufgesetzte Akanthusblätter verdeckt, im Bereich der unteren Einschnürung Bandschleifen appliziert; oberer Abschluss aus 6 Akanthusblättern, die einen halbkugelförmigen und durchbrochenen Baldachin bilden, bekrönt von einer weiteren Bandschleife; den Blättern des Baldachins ursprünglich je ein weiteres schmales und leicht gegenläufig nach außen gebogenes Blatt aufgesetzt.
Das Laternenpaar wurde vermutlich eigens für die Halle des Cecilienhofs angefertigt; es berücksichtigt in seinen beachtlichen Ausmaßen deren Raumhöhe von 12 Metern und in der auf feinere Detailgestaltung verzichtenden Ausführung eine größere Distanz zum Betrachter. Die große Zahl von Glühlampen gewährleistet eine ausreichende Beleuchtung der Halle, während gleichzeitig der textile Einsatz und das Strukturglas eine Streuung des Lichtes bewirken und unangenehme Blendungen vermeiden. Stilistisch nähern sich die klare Grundform des Laternenkörpers und die knittrigen Schleifenapplikationen dem Frühklassizismus, während das übrige Mobiliar der Halle in Renaissance- und Barockformen gehalten war. Diese stilistische Diskrepanz erweist sich bei näherer Betrachtung jedoch als durchaus typisch für die Cecilienhofer Interieurs Paul Schultze-Naumburgs, die stets unterschiedliche Stile kombinierten. In der mündlichen Überlieferung gelten die Laternen als russische Geschenke, wofür jedoch kein Beleg gefunden werden konnte. Da die Mutter der Kronprinzessin, Anastasia Michailowna (1860-1922), eine russische Großfürstin war, wäre dies grundsätzlich möglich – und tatsächlich gehören zur Originalausstattung von Cecilies Ankleidezimmer auch in St. Petersburg hergestellte Möbel. Doch diese befanden sich schon vor 1910 in ihrem Besitz. Die Laternen aber wurden vermutlich während des Ersten Weltkriegs angefertigt, in dem sich Deutschland und Russland feindlich gegenüberstanden. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass die Laternen nach Entwürfen Schultze-Naumburgs in den Saalecker Werkstätten oder von einem eigens herangezogenen anderen Hersteller gefertigt wurden.
Eric Hartmann
en