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Dominikanerkloster Prenzlau Spiel

Spiel

Für das Spielzeug im Klosterareal gibt es zwei Erklärungsvarianten. Zum einen kamen die künftigen Nonnen recht jung ins Kloster, zum anderen wurden Arbeitskräfte benötigt, die mitsamt ihren Familien im Umfeld des Klosters wirkten.

Objekte: Tonpuppen, Spielsteine, Miniaturmetallgefäße

[ 11 Objekte ]

Miniaturhenkelschälchen

Das kleine, leicht verbogene Schälchen wurde vermutlich mit einem Zweischalenguss hergestellt. An der Unterseite befindet sich eine Lötnaht. In die Seitenwände sind zwei Löcher zur Befestigung des Henkels eingebrochen worden. Der Henkel besteht aus einem gebogenen Metallstück, das von innen durch die Vorbohrungen gesteckt und dessen Enden zur Sicherung umgebogen wurden.

Verschiedene Spielsteine

Bei den Ausgrabungen und Untersuchungen des Uferbereichs der ehemaligen Klosteranlage wurden, neben Murmeln und Kegeln aus Rinderknochen, verschiedene Spielsteine geborgen. Die hier abgebildeten Brettspielsteine wurden aus Knochen geschnitzt. Der große runde Spielstein hat ein Loch in der Mitte und zwei eingravierte Rillen auf der Oberseite. Mit diesen flachen runden Steinen wurden auch schon im Mittelalter Spiele wie Trick-Track oder Mühle gespielt. Der kleine hohe Stein, der vermutlich zu einem Schachspiel gehört, ist ebenfalls mit einer umlaufenden Rille versehen worden. Spiele dieser Art waren offenbar auch Teil des klösterlichen Lebens.

Betender Mönch

Das glasierte Figürchen stellt einen abstrakt gestalteten betenden Mönch dar. Er trägt eine spitz auslaufende Kapuze. An der Unterseite befindet sich eine 4,3 cm tiefe tüllenartige Öffnung, die es ermöglicht, die Figur mittels eines Stocks zu führen. Die Figur wurde aus grobgemagertem Ton gefertigt und mit einer grün-braun bis schwarzen Tauchglasur überzogen-

Junge Dame in weltlichem Gewand

Die Figur einer jungen Dame in weltlichem Gewand wurde aus feingemagertem weißem Ton, sogenanntem Pfeifenton, mithilfe eines Models gefertigt. Das kleine Loch auf der Unterseite ist vermutlich durch den Herstellungsprozess zu erklären. Die Fertigung solcher Figuren erfolgte in spezialisierten Werkstätten, z. B. im Rheinland. Die Kleidung der Dame ist vornehm und entspricht der Mode des 15. Jahrhunderts. Sie trägt ein faltiges Gewand mit weiten Ärmeln (Houppelande) und einen gekrauste Haube (Kruseler). Die Stirn der Figur ist hoch ausrasiert, was der höfischen Mode der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entspricht. In ihrer rechten Hand hält sie wahrscheinlich einen Pinienzapfen, der ein Attribut der heiligen Afra von Augsburg ist.

Fragment eines Kruselerpüppchens

Dieses Fragment einer Frauenfigur trägt einen stilisiert ausgearbeiteten, halbkreisförmig geschnittenen, festen Kopfschleier mit mehreren Rüschenreihen (Kruseler). Um die Schultern trägt sie eine kurze Jacke oder Stola, die ebenfalls wie die Haube aus einer gestempelten Tonwulst gefertigt wurde. Die Kleidung der Dame ist vornehm und entspricht der Mode des 15. Jahrhunderts. Ihre Hände sind im Schoßbereich zusammengelegt.

Jesusknabe mit der Weltkugel

Diese kleine vollplastische Figur des Jesuskindes mit Weltkugel wurde in einer zweiteiligen Form gegossen und stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die rechte Hand des Knaben ist zum Segensgestus erhoben, während er in der linken die Weltkugel hält, die ihn als Erlöser der Welt kennzeichnet. Das Motiv der Verbindung des Weltenerlösers mit dem Knaben ist besonders in Frauenklöstern typisch. Die Unterseite der Figur ist mit einem Loch versehen, womit sie auf einen Dorn aufgesetzt werden konnte. Wahrscheinlich wurde sie nicht eigenständig, sondern innerhalb eines weiter gefassteren Kontextes, zusammen mit anderen Figuren verwendet. Es könnte sich aber auch um eine Art sakrales «Spielzeug» handeln.

Miniaturkännchen

Das Kännchen wurde vermutlich in einer zweiteiligen Form gegossen, wofür die Nähte an den Seiten sprechen. An dem langen schlanken Hals ist ein großer Henkel angesetzt. Direkt mit diesem verbunden, befindet sich darunter ein weiterer kleiner Henkel. Der Bauch ist durch eine umlaufende Borte verziert. Auf der Unterseite, auf dem Boden der Kanne, befindet sich ein reliefierter Stern mit einem Punkt in der Mitte. Die kleine Kanne ist leicht verformt, ansonsten sehr gut erhalten.

Murmeln

Weit über 1000 Murmeln sind bei den Ausgrabungen auf dem ehemaligen Klostergelände gefunden worden. Sie haben zumeist einen Durchmesser von 1,2 bis 1,6 cm und variieren in den Farben von Rotbraun über Beige bis Dunkelgrau. Die Tonkugeln wurden von Hand geformt und anschließend gebrannt. Nicht alle sind exakt rund. Derlei Funde bezeugen, dass im Kloster nicht nur gebetet und gearbeitet wurde. Auf wenigstens 18 der Murmeln sind Linien oder Buchstaben eingeritzt. Diese könnten der Markierung von persönlichem Besitz gedient haben. Viele Weitere der in Seehausen geborgenen Objekte des täglichen Gebrauchs tragen Markierungen in Form von eingeritzten Buchstaben und Zeichen.

Würfel

Eine Vielzahl an Würfeln wurde bei den Grabungen und Untersuchungen der ehemaligen Klosteranlage in Seehausen geborgen. Die sechsseitigen Würfel sind aus Knochen gefertigt. Im Gegensatz zu modernen Würfeln sind ihre Kanten nicht oder nur leicht abgerundet. Die Würfelaugen sind bei den meisten der gefundenen Exemplare weit außen angebracht und als Kreisaugen ausgeführt. Das Würfelspiel war neben dem Murmel-, Kegel-, und Brettspiel ein beliebter Zeitvertreib, wenn es auch im Kloster eigentlich verboten war.

Bärtiger Kopf mit Kapuze

Der stilisierte Kopf eines bärtigen Mannes wurde vermutlich noch im 15. Jahrhundert als Hohlguss gefertigt. Auf dem Kopf trägt er eine lange spitz auslaufende Kapuze, an deren Unterseite sich eine Öse befindet. Diese könnte zur Befestigung einer Schelle gedient haben. Derartige aus einer Zinnlegierung hohlgegossene Schellen wurden ebenfalls auf dem Seehausener Klosterareal gefunden. Über die Mütze trägt die Figur ein um den Kopf gewundenes Band, welches durch Kreuzschraffur verziert ist.

Reiter mit Pferd

Die abstrakt gestaltete Figur eines Reiters mit Pferd ist durch einen Topfhelm mit Pfauenfederbusch und einer ehemals vorhanden gewesenen Lanze als Ritter zu erkennen. An der Unterseite des Pferdes befindet sich eine runde 2,2 cm tiefe Öffnung, die es ermöglichte, die Figur mittels eines Stocks zu führen. Hergestellt wurde die Figur aus grobgemagertem Ton, der zunächst modelliert, geschnitten und im Anschluss daran mit einer Tauchglasur überzogen wurde. Die Glasurfarbe ist braun bis schwarz.

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